Die Studie, die auf einer Lüge beruht
Süddeutsche Zeitung
Der Verhaltensökonom und Psychologe Dan Ariely ist ein Superstar seines Fachs. Nun wird er verdächtigt, Daten gefälscht zu haben - für eine Studie über Ehrlichkeit.
Ganz ehrlich, kleine Lügen gestattet sich doch jeder. Im Umgang mit Versicherungsunternehmen etwa regt sich selten ein schlechtes Gewissen, wenn ein klitzekleines bisschen zum eigenen Vorteil geschummelt wird, oder? Um zum Beispiel den Beitrag für die Kfz-Versicherung festzusetzen, fragen die Firmen ihre Kunden nach der jährlichen Kilometerleistung. Wer viel fährt, so das Kalkül der Versicherung, hat ein höheres Unfallrisiko als jemand, der kaum mit dem Auto unterwegs ist. Und je höher das Risiko, desto teurer die Versicherung. Aus Kundensicht besteht also ein Anreiz, die jährliche Fahrleistung nach unten zu frisieren, was die Unternehmen natürlich gerne verhindern würden. Nur wie? Forscher um den Psychologen und Verhaltensökonomen Dan Ariely von der Duke University präsentierten 2012 eine Lösung: In einer Studie im Fachjournal PNAS berichteten sie, dass Kunden ehrlicher seien, wenn sie gleich zu Beginn der Versicherungsformulare aufgefordert werden, bei der Wahrheit zu bleiben. Stehe dieser Appell hingegen erst am Ende der Unterlagen, fielen die Antworten im Vergleich weniger ehrlich aus.