
Die seltsame Geheimniskrämerei im Auswärtigen Amt
Die Welt
Hätten mehr Menschen aus Afghanistan gerettet werden können? Die FDP hegt den Verdacht, dass die Bundesregierung auf frühzeitige Hinweise auf den endgültigen US-Abzug verspätet reagiert hat – und verlangt Einblick in einen geheimen Drahtbericht der deutschen Botschaft in Washington. Doch das Außenamt verweigert sich.
Dass beim Abzug aus Afghanistan einiges gewaltig schiefgelaufen ist, das bestreitet auch die Bundesregierung nicht. „Unterschätzt haben wir, wie umfassend und atemberaubend schnell die afghanischen Sicherheitskräfte ihren Widerstand gegen die Taliban aufgaben beziehungsweise gar nicht erst aufgenommen haben“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vorige Woche bei ihrer Regierungserklärung im Bundestag. International hätten „alle die Geschwindigkeit dieser Entwicklung unterschätzt. Das gilt auch für Deutschland.“ Was die Kanzlerin nicht sagte: Ihre Regierung könnte noch mehr unterschätzt haben. Es steht der Verdacht im Raum, dass zwei Ministerien frühzeitig über die Vorbereitungen der Amerikaner für die Evakuierungsoperation aus Kabul informiert waren, aber erst mit tagelanger Verzögerung darauf reagierten. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, verteidigungspolitische Sprecherin der FDP im Bundestag, jedenfalls hegt diesen Verdacht. Sie glaubt, dass die Rettungsmission der Bundeswehr etliche Tage früher hätte starten und somit mehr Menschen aus dem von den Taliban eroberten Kabul hätten herausgeholt werden können.More Related News