Die schmutzige WM-Vorfreude auf Katar
n-tv
Die Vorfreude auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist international, nun ja, gedämpft. Der Boss der FIFA sieht das anders. Er wittert im Wüstenstaat die beste WM der Geschichte. Was für eine absurde Farce. Aber um seinen Ruf schert sich der Schweizer eh nicht mehr.
Heimspiele sind eine schöne Sache. Da macht der Schweizer Gianni Infantino keine Ausnahme. Der Boss der FIFA freut sich diebisch auf die "beste Weltmeisterschaft der Geschichte" am Ende dieses Jahres. Und dann auch noch in seiner Heimat. In Katar. Dort wohnt der Schweizer mittlerweile. Bei seinen "Brüdern", wie er die Gastgeber der interkontinentalen Herbst- und Wintermeisterschaft nennt. Klingt alles irgendwie ausgedacht? Leider nein, Gianni Infantino hat an diesem Donnerstag im spektakulären Fernduell mit dem IOC-Präsidenten Thomas Bach um die Krone des am meisten verachteten Sportfunktionärs (trotz des gemeinsamen Banns russischer Sportler in Folge des Kriegs in der Ukraine) der Welt beeindruckend nachgelegt.
Während Bach bei den Olympischen Spielen in Peking bereitwillig den Chef-Propagandisten der chinesischen Führung gab, gibt sich Infantino erst gar nicht mit der Rolle des "Wingman" am Spülbecken des Sportswashing zufrieden. Er taucht die Hände viel lieber ganz tief rein ins Schmutzwasser und schrubbt fleißig mit. Er muss das eigentlich nicht tun. Die Vergabe der WM in den Wüstenstaat fällt schließlich nicht in seine, sondern in die Schreckens- und Schuldenbilanz seines Vorgängers Joseph Blatter. Dessen Grinsen beim Öffnen des Briefumschlags hat sich als einer der schaurigsten Momente der jüngeren Fußball-Vergangenheit eingebrannt.
Aber Infantino ist die Sache egal. Für ihn ist der Fußball ja lediglich eine "cash cow" und dort, wo das Euter am prallsten gefüllt ist, da stellt er seinen Melkschemel hin und jubiliert. Gerne auch an der Seite des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der die Welt gerade mit Angriffskrieg auf die Ukraine erschüttert, und der dem Schweizer ein Jahr nach der WM 2018 in Russland den "Orden der Freundschaft" überreicht hatte. An eine Rückgabe der Auszeichnung denkt er nicht. Das Turnier feiert er bis heute, auch wenn es "nicht die Probleme der Welt, nicht mal der Region gelöst" habe. Gelebtes Kuscheln mit Autokraten. Eine Leidenschaft von Infantino, der beim FIFA-Kongress in Doha auch nach der bedrückenden Videobotschaft des ukrainischen Verbandschefs in schusssicherer Weste aus dem Kriegsgebiet mit keiner Silber benannte, was Putins Vorgehen ist: ein Angriffskrieg, der das Völkerrecht bricht.