
Die olympische Entfremdung
Die Welt
An den Geisterspielen in Tokio ist nicht nur Corona Schuld. Der moderne Mensch hatte immer ein schizophrenes Verhältnis zum Spitzensport: Er will die Olympiaden feiern und sich die Politik vom Leib halten. Das war schon in Berlin und München so – wenn auch mit anderen Profiteuren.
Schon die Primzahl 2021 will ja nicht richtig zu den Olympiaden passen, wie sie seit 1896 die immer globaler werdende Zeit mit ihren Vierjahresrhythmen geprägt haben. An große Sportereignisse ohne Zuschauer haben wir Bildschirmfans uns inzwischen zwar leidlich gewöhnt. Doch die Spiele von Tokio werden der erste Testfall für die Frage sein, ob bedeutende Wettkämpfe, die bisher mit einem Publikum aus Kollegen und wenigen Spezialisten rechneten (Meisterschaften der Weltspitze im Gewichtheben etwa, im Schießen oder auch im Turmspringen), jetzt ganz ohne Livezuschauer auskommen können. Befremdlich aber wirken die am Wochenende beginnenden Olympischen Spiele vor allem, weil sie gegen den Wunsch und den erstaunlich heftigen Protest einer Bevölkerungsmehrheit im Gastland stattfinden.More Related News