
Die Notenbanken und das Spiel mit dem (Zins-) Feuer
DW
Die US-Notenbank FED hat die Zinsen um weitere 0,25 Prozent erhöht. Ist damit das Ende erreicht? Denn Zentralbanken müssen in der schwierigen Lage zwischen Preisstabilität und Finanzstabilität navigieren.
"Who comes next?" - wer kommt als Nächstes? So simpel ist die Frage, die Finanzwissenschaftler Volker Wieland in Frankfurt stellt. Es ist die Konferenz The ECB and Its Watchers. Wieland fragt, welche Bank die nächste sein könnte, die ins Straucheln gerät, wie die Silicon Valley Bank oder die Schweizer Credit Suisse.
Der große Hörsaal der Universität ist gut gefüllt. Es sind viele bekannte Gesichter aus der Finanzbranche anwesend. Erste Rednerin: EZB-Chefin Christine Lagarde. Sie ist sichtlich bemüht zu erklären, Zweifel auszuräumen. Doch konterkariert das am Ende mit ihrem Landsmann Voltaire. "Zweifel ist keine angenehme Voraussetzung, aber Gewissheit ist eine absurde." Selbstredend ist das keine Vorlesung in Philosophie. Es ist das Bekenntnis, dass der weitere Zinspfad ungewiss ist. Nicht zuletzt wegen der Unsicherheiten im Bankensystem, wobei das europäische stabil und sicher sei.
Damit drückt Lagarde morgens aus, was ihr Kollege Jerome Powell jenseits des Atlantiks am Abend ebenfalls unterstreicht: "Das US-Bankensystem ist solide und widerstandsfähig", bekräftigt er - trotz oder gerade wegen der Pleite der Silicon Valley und der Signature Bank. Und der Unruhe im Regionalbankensektor, wo mit der First Republican Bank ein weiteres Institut angezählt ist. Aber keiner weiß, was da noch alles kommen kann.
Die Aussagen kommen nicht von Ungefähr von den obersten Währungshütern im Dollar- und Euroraum. Denn die aktuelle Unruhe hat eine Ursache. Und die sind die Zentralbanken selbst. Denn mit ihren starken und entschlossenen Zinserhöhungen im vergangenen Jahr sind die Kurse laufender Anleihen in den Bankbilanzen gefallen. Wer auf die Liquidität aktuell nicht angewiesen ist, kann die Sache aussitzen und die Anleihen an ihrem Fälligkeitstag zum Nennwert zu Geld machen. Doch wenn Kundinnen und Kunden - wie bei der Silicon Valley Bank - in größerer Zahl plötzlich ihre Einlagen zurückhaben wollen, ist das für manche Banken ein Problem.
Zum anderen zeigen steigende Zinsen auch andere, durchaus erwünschte Effekte. Hohe Zinsen verteuern Kredite - und schwächen die Nachfrage nach ihnen. In der Folge gehen Ausgaben und Investitionen zurück. Und genau das ist das Ziel. Denn die Zentralbanken wollen die grassierende Inflation in den Griff bekommen; ihr zentraler Hebel sind die Zinsen, mit denen sie Geld verknappen können, was den Preisdruck senkt.