
Die Masseninfektion von München
Frankfurter Rundschau
Die allermeisten Corona-Infizierten beim Eishockeyklub EHC München sind doppelt geimpft, die Sicherheit, die eine 2G- oder 3Gplus-Regelung vermittelt, kann trügerisch sein.
Dr. Lutz Graumann aus Rosenheim ist Sportmediziner und in die Problematik von Corona und Eishockey gut eingearbeitet. Den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) beriet er in dieser Causa. Der Fall EHC München die Szene mit aller Wucht. Inzwischen 16 Spieler und sechs Mitglieder des Trainer- und Betreuerteams wurden positiv getestet, der Spielbetrieb des Spitzenklubs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) liegt gerade auf Eis, auch die Freitagspartie gegen Bietigheim wurde verlegt.
Was den Ausbruch in München so speziell macht: Alle zunächst 18 Betroffenen waren geimpft, nach Angaben des Vereins 16 Mann vollständig. Für Graumann wäre es nun interessant zu erfahren, welche Impfstoffe in München zum Einsatz kamen. „In der Sportszene wird häufig Johnson & Johnson verimpft, das aber nicht so wirksam ist. Auch Biontech Pfizer hat seine Schwächen.“ Untersuchungen aus der Schweiz würden zeigen, dass Moderna den besten Schutz vor einer Infektion gewähre. Die Münchner Erfahrungen könnten nützlich für die gesamte Liga sein, von der er sich wünscht, dass sie zumindest vor Saisonbeginn Antikörpertests bei den Spielern vornimmt, um zu wissen, wie gut der Schutz ist. „Da haben wir noch eine Datenlücke.“
Die Masseninfektion beim EHC würde zeigen, „dass die Sicherheit, die eine 2G- oder 3Gplus-Regelung vermittelt, trügerisch sein kann“. Man müsse weiter an Abstand und die Hygieneprinzipien denken – denn wie leicht ist vielleicht aus dem häuslichen Umfeld das Virus mit in die Kabine transportiert? Graumann hält München trotzdem für einen „Einzelfall“ in der Eishockey-Landschaft und erwartet, dass es aufgrund der Impfung nicht zu schweren Verläufen kommen wird.