
Die Liga der Mäuseschritte
Frankfurter Rundschau
Mehr Tradition geht nicht: Im zweitklassigen Topspiel trifft Werder Bremen vor ausverkauftem Haus auf Schalke 04
Ein Blick auf die Tabelle der Zweiten Fußball-Bundesliga fördert Erstaunliches zutage: Von Rang eins (FC St. Pauli) bis Platz zehn (Karlsruher SC gemeinsam mit Hansa Rostock) liegt immer nur genau ein einziges Pünktchen zwischen dem nächsten Tabellenplatz. Und auch nach unten hin (mit Ausnahme des Letzten FC Ingolstadt) bricht die drängende Enge keinesfalls ab. Der 17. Erzgebirge Aue hat nur sechs Punkte weniger auf dem Konto als der Zehnte Karlsruhe.
Mitten drin im Gewühl befinden sich Werder Bremen (8.) und Schalke 04 (5.). Der Dritte und Siebte der Ewigen Bundesligatabelle treffen am Samstagabend um 20.30 Uhr zum überregional mutmaßlich am meisten beachteten Spiel des Wochenendes aus erster und zweiter Liga aufeinander. Die übertragenden Sender Sky und Sport1 blicken Topquoten entgegen, die manche Erstligabegegnung komplett in den Schatten stellen.
Denn in der zweiten Liga mischt sich die Popularität vergilbter Marken wie Werder und Schalke mit der Hochspannung, die sich aus der Tabelle ablesen lässt. Gewisse Abstriche in der Spielqualität toleriert das in den beiden letzten Bundesligaspielzeiten gerade bei Heimpartien auf eine harte Probe gestellte Bremer Publikum ohne Murren. Beim 3:0-Heimsieg neulich gegen Heidenheim lagen sich die Menschen in den Armen, als wären die alten Zeiten zurück. Doch die Spieltagsposter aus der Champions League gegen Real Madrid, dem FC Barcelona oder Juventus Turin, die in mancher Loge in Rahmen hängen, stammen aus einer längst vergangenen Zeit.