Die letzte Grätsche des Abwehr-Giganten
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Giorgio Chiellini ist in Italien eine Legende. Nach der peinlich verpassten Weltmeisterschaft nimmt der Mann, der das Verteidigen liebt, nun Abschied von der Squadra Azzurra. Ob das auch das Ende seiner bemerkenswerten Karriere bedeutet, das lässt der 37-Jährige offen.
Sergio Ramos ist der Typ "böses Ende". Zweikämpfe mit der spanische Abwehrlegende sind nichts für Menschen, die dem physischen Schmerz eher kritisch begegnen. Viele Stars der Szene können ihre eigene Anekdote über eine Begegnung mit dem Raubein erzählen. An Geschichten mangelt es auch nicht über Duelle mit Giorgio Chiellini. Der Italiener ist ebenfalls ein Meister seines Fachs. Aber ein ganz anderer Typ. Weniger Krieger, mehr Künstler. Chiellini hat die harte Grätsche zum Kompliment gemacht. Zum Stilmittel. Sein Land hat davon profitiert. Auf dem Fundament Chiellini wurde der Weg zum überraschenden und begeisternden EM-Titel gebaut.
Es war Chiellinis letzter großer Dienst für die Squadra Azzurra, für die er bislang 116 Mal Dienst getan hatte. Eine finale Schicht soll noch hinzukommen. An der Stätte seines größten Triumphs tritt der 37 Jahre alte Kapitän im Juni ab: beim sogenannten "Finalissima" gegen Argentinien in Wembley, dort also, wo er im vergangenen Jahr Europameister geworden war. Er möchte, so bekannte er am Montagabend nach dem Sieg von Juventus Turin bei Sassuolo Calcio (2:1) zu seinem angekündigten Abschied, mit einer schönen Erinnerung gehen. Schöner als die jüngste Erinnerung an das bittere Aus in den WM-Playoffs dürfte der Abschied allemal ausfallen. Das peinliche 0:1 gegen Nordmazedonien steckte dem Abwehrboss tief in den geschundenen Knochen.
Chiellini, das wiederum eint ihn mit Ramos, hat sich und seinen Körper nie geschont. Mehrfach brach er sich bei seiner Lieblingsbeschäftigung die markante Nase, bei der WM 2014 wurde seine Schulter zum Opfer der Beißattacke von Uruguays Luis Suárez. Entspannen darf sich der Körper des Abwehr-Zenturio aber noch nicht. Denn der Rücktritt aus der Nationalmannschaft bedeutet nicht unbedingt das Ende seiner erfolgreichen Karriere. Ob er seinen 2023 auslaufenden Vertrag bei Juventus Turin noch erfüllen wird, entscheidet sich aber erst nach der Saison. Mit der "alten Dame" hat er fast alles erreicht, was es zu erreichen gibt. Von 2012 bis 2020 neun Meistertitel sowie fünf Pokalsiege, trotz diverser Verletzungen bringt er es seit 2004 auf stolze 557 Pflichtspiele. Nur Europas (Klub-)Krone durfte er sich nie aufsetzen. Das unterscheidet ihn von Ramos, der es auf vier Erfolge in der Champions League bringt.