Die jüdische Sekte "Lev Tahor"
n-tv
Wegen ihrer Kleidungsvorschriften wird die Sekte Lev Tahor auch "jüdische Taliban" genannt. Doch aufgrund der Vorwürfe des Kindesmissbrauchs wird international gegen sie ermittelt.
Die meisten ultraorthodoxe Juden genießen in Israel einen Sonderstatus. Obwohl einige der sogenannten Haredim, der "Gottesfürchtigen", den Staat ablehnen, weil sie die Gründung Israels vor 75 Jahren als Sünde ansehen, da diese erst mit der Ankunft des Messias erfolgen dürfe, unterstützt die israelische Regierung die Ultraorthodoxen jährlich mit viel Geld. Denn viele der erwachsenen Männer unter ihnen arbeiten nicht, sondern widmen sich religiösen Studien.
Es gibt allerdings auch radikale Strömungen, die die israelische Regierung als verboten oder wenigstens gefährlich einstuft - darunter die radikal-jüdische Sekte Lev Tahor, "reines Herz", die hauptsächlich im Ausland beheimatet ist, aber auch in Israel verstärkt Zulauf erhält.
"Sie leben in ihrer eigenen Welt", sagt Shai Gottlieb aus Tel Aviv, ein ehemaliges Mitglied der Gruppe. "Seit meinem religiösen Ausstieg vor einem Jahr begann ich ein neues Leben. Meine Familie ist ultraorthodox und hat den Kontakt zu mir abgebrochen." Soziale Einrichtungen halfen dem jetzt 18-Jährigen, der mittlerweile seinen Wehrdienst bei der israelischen Marine leistet. Der junge Matrose stammt aus einer Jerusalemer Haredi-Familie. Als kurz nach seiner Geburt sein Vater von einem Lev-Tahor-Mitglied überzeugt wurde, sich der Bewegung anzuschließen, wanderte die Familie nach Ontario in Kanada aus, wo sich damals eine Gruppe von Mitgliedern der Sekte ansiedelte.