Die Inflation verschonte niemanden
Die Welt
Devisen wurden zur Leitwährung, Hausbesitzer zu Bettlern. Städter flohen aufs Land, Bauern wurden geplündert: Ein Jahrhundert nach der verheerenden Inflation geht in Deutschland wieder die Angst um. Dabei zeigen die damaligen Erfahrungen: Der Wert des Geldes steht für etwas weit Größeres.
Die Zeit der Hyperinflation war ein Kampf aller gegen alle. In den Städten breiteten sich die Kleingartenvereine aus, die den selbständigen Anbau von Nahrungsmitteln auf stadtnahen Grundstücken ermöglichten. Viele Städter erinnerten sich ihrer bäuerlichen Verwandten. Wer blieb und keinen Kleingarten hatte, nahm das Recht oft selbst in die Hand, während insbesondere die Regierungen in Sachsen und Thüringen billigend wegsahen. In diesen Ländern bildeten sich paramilitärische „proletarische Hundertschaften“, die Bauernhöfe durchsuchten und, unter Hinterlassung ordentlicher Quittungen (wir sind immer noch in Deutschland), Milch, Butter und Käse plünderten.