Die harte Währung des Jahres
Süddeutsche Zeitung
Bei der Wahl zu Deutschlands Sportlern des Jahres war Olympiagold das entscheidende Kriterium. Einleuchtend - doch man hätte auch andere Faktoren berücksichtigen können.
Von den zwei Wochen im sommerlich schwülen Tokio ist Alexander Zverev mehr geblieben als die Erinnerung an eine schmale Pritsche. Zverev hatte damals Unterkunft im Olympischen Dorf bezogen und somit ausreichend Erfahrung gesammelt, um einen Vergleich zwischen dem Luxusleben auf der Tennistour und einem eher spartanischen Athletenalltag zu ziehen. Olympia habe ihm "ein bisschen die Augen geöffnet", sagte er - denn wenn der Tennistross reise, dann werde meist die teuerste Herberge am Platz gebucht. Es gibt im Lande jedoch tatsächlich Sportler, die sogar bei deutschen Meisterschaften noch Bahnticket und Pensionszimmer aus eigener Tasche zahlen. Und so verband Zverev seine Wahl zum "Sportler des Jahres" mit einer Solidaritätsadresse: In vielen Disziplinen, erklärte er in Baden-Baden, hätten die Athleten auch in finanzieller Hinsicht mehr Respekt und Anerkennung verdient.