
Die Flut und die Tiere: Was das Mitgefühl ausblenden kann
Frankfurter Rundschau
„Unter Tieren“: In der August-Ausgabe ihrer Kolumne denkt Hilal Sezgin über das Elend von Menschen und Tieren in den Hochwassergebieten nach. Und wie man helfen kann und soll.
Die Bilder aus den Hochwassergebieten waren für diejenigen, die nicht selber vor Ort waren, unbegreiflich. Straßen, die zu Flüssen wurden, Häuser, die wegschwammen, Erdboden, der ins Nichts stürzte ... Es war klar, dass noch die besten Reportagen nur einen minimalen Ausschnitt des Elends zeigen konnten; genauso war es mit privat verschickten Fotos und Filmchen. Man schaute sie zig Mal an und verstand sie einfach nicht. Und noch während um Menschenleben gekämpft, Angehörige erleichtert in den Arm genommen und um das Zuhause geweint wurde, hörte man immer wieder verzagte Stimmen: Was ist mit den Tieren? Mir wurde erzählt, wie Menschen, die an fremden Ställen vorbeikamen, Tiere ins Freie ließen in der Hoffnung, sie könnten sich selber retten. Pferdehalterinnen und -halter taten sich zu Rettungsaktionen zusammen, Evakuierte versuchten, zurückgelassene Haustiere nachzuholen, Unterstützerinnen rückten von andernorts an. Ich bin sicher nicht die einzige Tierfreundin, die in Schockstarre vor dem Fernseher saß und sich überlegte, wie sie in einem solchen Katastrophenfall ihre Tiere in Sicherheit bringen könnte – falls sich überhaupt die Gelegenheit böte. Drei Kater – habe ich genügend Transportkörbe? 28 Schafe – wohin mit ihnen? Einer der Kater ist ohnehin ständig draußen ... – Und genau diese schrecklichen Gedanken haben natürlich auch die Menschen in dem Katastrophengebiet gehabt, noch hundert Mal dringlicher.More Related News