Die Flüchtlinge kommen mit dem 40er-Bus
n-tv
Bis vor einem Jahr war die italienische Stadt Triest ein Vorzeigemodell für die Aufnahme von Migranten: schnelle Asylanträge, Umverteilung auf Wohnungen. Das ist vorbei. Heute schlafen Geflüchtete in der Gesellschaft von Ratten.
Es ist 8.30 Uhr am Morgen, Abdullah schaut verschlafen aus einem Berg von Decken. Er zählt sie. Neun sind es insgesamt, trotzdem "war mir eisig kalt", sagt er. Kein Wunder, die Temperatur in der Nacht lag unter null und seine Pritsche befindet sich nicht in einem Schlafsaal, sondern in den verwahrlosten Silos des alten Triester Hafens. Abdullah ist Mitte 20, kommt aus Pakistan und ist nicht der Einzige, der hier in der Nacht Unterschlupf gefunden hat.
In den Hallen sieht man überall notdürftig aus Kartons und Decken errichtete Bettlager, in denen Flüchtlinge schlafen. Hier unten sind es an die dreißig. Geht man weiter durch ein Schlupfloch die Stiege hinauf, findet man weitere Männer, die die Nacht hier verbracht haben. Überall liegt Müll, ein junger Afghane, der unter einem Stoff- und Kartonvorhang hervorlugt, antwortet auf die Frage, wie er die Nacht verbracht habe: "In Gesellschaft von Ratten."
Gianfranco Schiavone ist Vorsitzender der Hilfsorganisation Consorzio Italiano di Solidarietà (ICS), der "italienischen Arbeitsgemeinschaft der Solidarität". Er schätzt, dass momentan an die 130 Migranten in der Stadt kein wirkliches Dach über dem Kopf haben. "Das ist eine vollkommen neue Situation für Triest", sagt er ntv.de. "Bis Juli 2022 gab es so etwas nicht." Ganz im Gegenteil, Triest galt als Modell. Eigentlich ist das noch immer so.