
Die CDU wählt einen neuen Chef - und hofft auf neuen Halt
DW
Die CDU sucht ihre Seele und einen neuen Parteichef. Bei der letzten Debatte der drei Kandidaten dominierte Einmütigkeit. Man kennt sich, man duzt einander. Gibt es einen Favoriten für die am Samstag beginnende Wahl?
Beim Rennen um den nächsten CDU-Vorsitzenden geht es nun in die Abstimmung der Mitglieder. Zum Abschluss ihres parteiinternen Wahlkampfes debattierten die drei Kandidaten - Helge Braun, Friedrich Merz und Norbert Röttgen - in Berlin 90 Minuten lang über viele Themen: Über Klimaschutz und neue Energie-Möglichkeiten, Renten-Sicherheit und Wohnungspolitik ebenso wie über Bildungsfragen, Deutschlands Rolle in der Welt oder das Verhältnis zu China. Und zu Beginn der Veranstaltung, in einer langen Startphase, kreiste das Gespräch um die schwierige Lage der CDU.
Es ist offiziell ein Kampf um den Parteivorsitz. Aber über viele Phasen zeigten die drei Einmütigkeit. Des Öfteren fielen Sätze wie: "Ansonsten stimme ich allem zu, was meine Vorgänger bereits gesagt haben". Zur Diskussion kam es selten, richtig gestritten wurde nie. Die drei, die sich lange kennen, sagten gelegentlich auch vertraut "Du" und nannten einander beim Vornamen. Das klang dann bei Röttgen so: "Friedrich, Helge".
Friedrich Merz bemüht sich nach 2018 und 2020 bereits zum dritten Mal um den Spitzenposten und steht für den wirtschaftsorientierten konservativen Flügel der Partei. Der 66-Jährige, der nach zwölfjährigem Engagement in der Wirtschaft nun wieder in den Bundestag eingezogen ist, ist bei Umfragen unter CDU-Parteimitgliedern leichter Favorit.
Diese Rolle kommt bei Umfragen unter Wählern aller Parteien eher Norbert Röttgen (56) zu, der zum zweiten Mal für den Parteivorsitz antritt. Der frühere Bundesumweltminister (2009-2012) betont die Notwendigkeit einer umfassenden Erneuerung der Partei und setzt inhaltlich sehr auf Klimapolitik. Außenseiter ist der noch amtierende Kanzleramtsminister Helge Braun (49), der als letzter seinen Hut in den Ring geworfen hatte.
Mit Blick auf die Lage der CDU, die nach 16 Jahren Regierungsführung nun im Bundestag in der Opposition sitzt, betonte Röttgen, das sei "nicht das Ende". Jetzt seien "Aufbruch und Erneuerung angesagt". "Wir müssen wieder anschlussfähig werden in allen Gruppen", sagte Röttgen, der den Zustand seiner Partei am schärfsten analysierte. Merz sagte dazu, die CDU müsse "modern werden" und die "Themen der Zeit beherrschen". Braun erklärte, die CDU brauche einen Vorsitzenden, "der die Fähigkeit hat, auch viele andere neben sich strahlen zu lassen" - womit er sich selbst meinte. Aber allen ging es um neuen Halt für die Partei, um politisch wieder angreifen zu können.