Die Befreiungskünstlerin
Die Welt
Heidi Bucher seziert das Verdrängte, Vergessene und Verborgene auf ihre so einzigartige Weise. Wenn man so will: die Häutungen einer Frau. Und doch bekam die Schweizer Künstlerin Jahrzehnte kaum Aufmerksamkeit. Jetzt ist ihr Werk in einer sensationellen Retrospektive zu entdecken.
Zwei lebensgroße Körperskulpturen empfangen die Besucher der Retrospektive „Heidi Bucher. Metamorphosen“ im Kunstmuseum Bern, die im Münchner Haus der Kunst ihren fulminanten Auftakt genommen hat. Wie ein ausgestellter Glockenrock und ein gebauschter Puffärmel mit Rüschen posieren die beiden anthropomorphen Wesen in ihren weißen Kostümen mit schillerndem Perlmuttglanz. Undefinierbar in ihrer Materialität und ihrem Geschlecht stehen sie da wie riesige Larven oder futuristische Aliens, massig und geisterhaft zugleich.
Erst die Filmprojektion zeigt, wie die sogenannten „Bodyshells“ seinerzeit in einer Performance am Venice Beach bei Los Angeles 1972 in Bewegung gesetzt wurden. Tapsig und tanzend wiegen sie sich im Rhythmus der Wellen. Nur hin und wieder kommen zwei Füße oder ein Kopf zum Vorschein, die erkennen lassen, dass es sich um tragbare aus Schaumstoff gefertigten Körperskulpturen handelt.