Die Auslöschung
Süddeutsche Zeitung
1992 verschwanden 25 000 Slowenen aufgrund ihrer Ethnie aus allen Registern und Dateien. Ein Gespräch mit Miha Mazzini, der einen beeindruckenden Roman über diese Menschen und ihren absurden Kampf um die pure Existenz geschrieben hat.
Mai 1992. Eine hochschwangere Slowenin geht in Ljubljana in die Klinik und erfährt dort, dass sie nicht im Melderegister steht; nach der Entbindung wird ihr das Kind weggenommen, es soll zur Adoption freigegeben werden. Miha Mazzinis Roman "Du existiert nicht" ist eine ziemlich verstörende Leseerfahrung. Weil man einfach nicht glauben kann, was darin erzählt wird, zwar in fiktionalisierter Form, aber vor dem Hintergrund einer historischen Tatsache: 1992 verschwanden Tausende Sloweninnen und Slowenen aus allen Einwohnermeldeämtern, Krankenversicherungen, Grundbucheinträgen. Es gab sie nicht mehr. Das Ganze klingt so verrückt, dass da schon während des Lesens der Wunsch entstand, den Autor anzurufen.