Die Auferstehung des Weltklubs FC Bayern
n-tv
Im ersten Halbjahr 2022 war der FC Bayern nicht der, der er sein möchte. In der Fußball-Bundesliga holten die Münchner zwar wieder den Titel, aber sonst war das Selbstverständnis des Klubs aus den Fugen geraten. Auf und neben dem Platz. Mit Sadio Mané ändert sich nun (vorerst) alles.
In Gelsenkirchen ist man einigermaßen empört. Wie kann denn bloß darüber diskutiert werden, ob Sadio Mané der größte Star ist, den die Bundesliga je zugekauft (ablösefreie Fußballer gehen in diesem Fall in die Bewertung mit ein) hat? Schließlich hat der größte Star, der je in Deutschlands beliebteste Sportliga gewechselt war, doch in der abgerockten Malocher-Metropole an der A42 gespielt. Sein Name: Raúl González Blanco! Gemessen an Ruf und Titeln ist aber auch der Zwischenruf aus dem Ruhrgebiet falsch. Denn es gab ja noch den genialen Strategen Xabi Alonso, den Weltmeister, den zweifachen Europameister und Champions-League-Sieger.
Xabi Alonso spielte von 2014 an für drei Jahre beim FC Bayern. So wie bald auch Sadio Mané, der am Mittwoch in München vorgestellt worden war. Aber ob nun Xabi Alonso oder Raúl, es gibt einen gravierenden Unterschied zu Mané. Der Senegalese ist zwar auch schon 30 Jahre alt, aber in der "Form seines Lebens", wie Ex-Coach Jürgen Klopp gerade erst befand. Als die beiden herausragenden Spanier die Bundesliga eroberten, hatten sie die beste Zeit ihrer Karriere bereits hinter sich. Trotz aller Topleistungen. Diskussion egal. Für die Münchner sowieso. Neben dem neuen Weltstar saßen Männer, die beinahe vor Stolz platzten. Präsident Herbert Hainer, Klub-Boss Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidžić hatten mit dem Transfer etwas geschafft, was ihnen nicht unbedingt zugetraut worden war. Und sie hatten daher vor Freude einen rhetorischen Kraftakt geleistet, jeden erdenklichen Superlativ gehoben. Nach Jahren der sportlichen Abrüstung (auf immer noch sehr hohem Niveau) war es den Bossen gelungen, mal wieder ein echtes Statement zu setzen.
Weder die nationale Konkurrenz und erst recht nicht die internationale sollten bitte denken, dass der FC Bayern der vergangenen Wochen und Monate die neue Benchmark ist. Das ist er nämlich nicht. So lautet das mit Mané heimgekehrte Selbstverständnis. Der Rekordmeister ist ein Weltklub und ersteht mit dem Senegalesen aus dem Chaos wieder auf. Es waren wilde Wochen, die der Klub zu durchstehen hatte. Und noch ist nicht beantwortet, ob nun Ruhe einkehrt. Denn Torgigant Robert Lewandowski versucht noch immer, die Ketten zu sprengen und zum FC Barcelona zu wechseln. Welche Stufen der Eskalation er noch zünden kann und will? Unklar.