Die Akte Becker – Immer wieder Probleme für Boris
RTL
Er war ein Champion auf dem Court. Abseits des Platzes lief es nach dem Karriereende nicht ganz so gut. Immer wieder gab es Ärger um Geld.
"Game, Set, Match Rafter", schallte es am 30. Juni 1999 über den Center Court in Wimbledon - sein sogenanntes Wohnzimmer. Den ersten Matchball hatte Boris Becker noch mit einem seiner berühmten knallharten Aufschläge abgewehrt. Dann aber war Schluss – nicht nur in diesem Turnier, sondern insgesamt. Wenig später verkündete er: "Das war mein letztes Tennis-Match". Knapp 14 Jahre nach seinem Sensations-Triumph, als er im Alter von nur 17 Jahren als erster Deutscher das Grand Slam Turnier in London gewonnen hatte, beendete er seine großartige Karriere genau dort, wo sein Stern aufgegangen war. Wo sonst hätte er seine Laufbahn beenden sollen? Dass er das nicht mit einem Sieg tun würde, war klar, denn sein Körper zahlte schon lange den Tribut für seine Erfolge. Sein letzter Finalsieg lag zweieinhalb Jahre zurück (8. Dezember 1996 in München, 6-3, 6-4, 6-4 gegen Goran Ivanisevic). 1998 hatte Becker kein einziges Grand-Slam-Turnier gespielt und das Jahr auf Platz 69 der Weltrangliste beendet. Es war die Zeit, in dem Beckers Leben eine Wende nahm.
Es dort zu Ende bringen, wo es begonnen hat. Ein schöner Plan, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Seine damalige Ehefrau Barbara – gerade schwanger mit dem zweiten Sohn Elias – verfolgte die letzten Momente ihres Mannes Boris von der Tribüne aus, alles schien ein gutes Ende zu nehmen. Doch dann verlief sich Boris eines Abends in Wimbledon und landete mit Angela Ermakova in einer Besenkammer (eigentlich – laut Becker selbst – eine Treppe zwischen den Toiletten des Londoner Nobelrestaurants "Nobu"). Wie die Geschichte ausging, ist bekannt, am 22. März erblickte Tochter Anna Ermakova das Licht der Welt, nur ein halbes Jahr nach Sohn Elias (4. September 1999). Im Januar 2001 folgte die Scheidung von Ehefrau Barbara. Der Abschied aus dem Wohnzimmer Wimbledon war in mehrfacher Hinsicht ein Wendepunkt im Leben der ehemaligen Nummer Eins der Welt. Becker beherrschte weiterhin die Schlagzeilen, nun nicht mehr die des Sports, sondern die des Boulevards.
Doch es waren nicht nur wechselnde Beziehungen mit mehr oder weniger bekannten Frauen und die sehr teure Scheidung von Barbara, die Becker dort hinbrachten, bald drängte sich der Verdacht auf, dass er als Geschäftsmann – auch schon während seiner Tenniskarriere – kein glückliches Händchen habe. Ein Sportportal, an dem er beteiligt war, meldete 2001 Insolvenz an. 2002 erfolgte eine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung. Die drei Autohäuser, die er in den 90-er Jahren in Mecklenburg-Vorpommern erwarb, sollen großen Verlust gemacht haben, bevor er sie 2017 veräußerte.
Erfolge hingegen stellten sich anscheinend nur ein, wenn er in die Tenniswelt zurückkehrte, zum Beispiel als Coach von Novak Djokovic in den Jahren 2013 bis 2016. Dabei gelang Djokovic bei den French Open 2016 der sogenannte Karriere-Grand-Slam (Gewinn aller vier Grand-Slam-Turniere). Als Spieler blieb Becker ein Sieg bei diesem Turnier stets verwehrt.
2017 folgte schließlich der finanzielle Knall, als ein Londoner Gericht den ehemaligen Tennis-Star für insolvent erklärte. Laut einem Bericht von "Spiegel online" vom 21. Juni 2017 sah das Gericht keine glaubwürdigen Hinweise, dass Becker seine Schulden bei einer britischen Privatbank bezahlen könnte. Becker dementierte über seine Anwälte umgehend die Zahlungsunfähigkeit. Der "Süddeutschen Zeitung" gegenüber erklärte er kurz darauf, er sei "weder zahlungsunfähig noch pleite" und komme all seinen aktuellen Zahlungsverpflichtungen nach. Trotzdem: Das Londoner Gericht blieb bei seiner Entscheidung.
Und nur wenig später kam es noch dicker für den dreimaligen Wimbledon-Sieger: Am 4. Juli 2017 ließ der Schweizer Unternehmer Hans-Dieter Cleven mitteilen, dass er sich nun gezwungen sehe, "seine Forderungen auch in diesem [Londoner] Insolvenzverfahren geltend zu machen". Denn Cleven hatte sowohl die Londoner Entscheidung als auch Beckers Dementi zur Kenntnis genommen.
Einigungsversuche seien nicht wahrgenommen und Fristen nicht eingehalten worden. Es handele sich dabei um von Becker schriftlich anerkannte Forderungen in Höhe von rund 40 Millionen Schweizer Franken. Ein Schweizer Gericht hatte kurz zuvor festgestellt, dass die Forderung Clevens "in der Höhe von 41.774.236,65 Schweizer Franken (ca 37 Millionen Euro) per 31. Dezember 2014 gegen Herrn Becker unbestritten besteht", allerdings seien die Darlehensverträge nicht ordnungsgemäß gekündigt worden. Unabhängig von den juristischen Vorgängen in der Schweiz, wolle Cleven seine Forderungen nun im Londoner Insolvenzverfahren durchsetzen.
Ende des Jahres 2017 nahm Boris Becker im RTL-Jahresrückblick "Menschen, Bilder Emotionen" mit Günther Jauch Stellung zu den Vorwürfen: "Ich bemühe mich nach bestem Wissen und Gewissen dem Gläubiger, das ist die Bank, die Schuld zu zahlen, die es zweifelsfrei gibt. Allerdings streiten wir uns über die Zinsen. Sie würden gerne im hohen zweistelligen Bereich, ich nicht, weil es anders ausgemacht war."