
Die Abschaffung der Kunst, wie wir sie kennen
Die Welt
In der Kultur wird oft schon alles ausprobiert, was uns in der Gesellschaft noch erwartet. Auf der nächsten Documenta, die in wenigen Monaten in Kassel eröffnet, werden wir erleben, was das bedeutet. Von einer Gemeinschaft ohne geniale Einzelgänger.
Nach der letzten Documenta 2017 hielten viele das traditionsreiche Kunstfestival für tot. Der künstlerische Leiter Adam Szymczyk hatte die Besucher in den postkolonialen Erziehungsunterricht geschickt – und wenig überzeugt. Viele erwarteten daher für 2022 einen Schritt zurück in bildungsbürgerliche Sphäre, weil – so viel war nach dem letzten Mal klar – sich das Kunstfestival sonst selbst abschafft. Doch das Gegenteil ist eingetreten. Es wird keine Rückkehr zur Tradition geben, sondern den wohl bislang radikalsten Versuch, die Documenta aus dem Klammergriff eines Systems zu befreien, das sie selbst nährt.