Die „Generation Praktikum“ ist auch die „Generation Stipendium“
Die Welt
Erst Lebenslauf, dann Buch. Ja, sie macht Fehler. Doch worauf schauen Konkurrenten und Journalisten, wenn sie Annalena Baerbock kritisieren? Jüngster Aufreger: Baerbocks Böll-Stipendium. Was verrät das über unsere Moral und Baerbocks Generation?
Moral, schrieb Niklas Luhmann, habe etwas leicht Pathologisches an sich. Nur, wenn es „brenzlig“ werde, gebe es Anlass, über die Bedingungen zu sprechen, unter denen man andere achtet oder nicht achtet. Denn darum geht es bei Moral, meinte der Soziologe, „nicht um gute oder schlechte Leistungen in spezifischen Hinsichten, und etwa als Astronaut, Musiker, Forscher oder Fußballspieler, sondern um die ganze Person“. Oder als Politiker, will man mit Blick auf die gegenwärtige Obsession mit Annalena Baerbock hinzufügen. Politische Konkurrenten haben ein Interesse, den Gegenkandidaten auf Schwächen abzuklopfen und Profit aus ihnen zu schlagen. Wie, ist eine Frage der politischen Kultur. Der Job von Journalisten ist es, was Politiker tun und lassen, zu beäugen. Sie müssen berichten, was von öffentlichem Interesse ist. Was dazu gehört, misst sich auch an Fragen journalistischer Kultur, auf die Antworten nicht immer leicht sind.More Related News