
"DFL-Taskforce ist eine Heuchelei"
n-tv
Wenn wir uns einen perfekten Fußball basteln könnten - würde er dann so aussehen wie der real existierende Profifußball? Mit Spieltagen quasi rund um die Uhr, Abo-Meisterschaften, Klubs in Investorenhand, mit perfidem Leistungsdruck schon ab der E-Jugend? Viele Fans sind unzufrieden mit der Lage ihres Lieblingssportes, aber die wenigsten haben eine Vision, wie ein anderer Fußball aussehen könnte. Alina Schwermer hat in ihrem Buch "Futopia" gleich Dutzende revolutionäre Konzepte gesammelt, die den Fußball grundlegend verändern könnten. Im Interview mit ntv.de spricht die Sportjournalistin darüber, wie man den DFB abschaffen und den Kindern den Spaß am Spiel zurückgeben könnte - und sie erklärt, warum es ein "Fridays for Football" braucht.
ntv.de: "Ein System, mit dem so viele unzufrieden sind, müsste eigentlich in den letzten Zügen liegen", schreiben Sie in Ihrem Buch "Futopia". Was hält den real existierenden Profifußball am Leben, obwohl angeblich so viele Fans keinen Bock mehr haben auf Abo-Bayern und die WM in Katar?
Alina Schwermer: Die Kritik finde ich wichtig, aber sie bleibt relativ oberflächlich. Grundsätzliche Veränderungen kann sich kaum jemand vorstellen, es gibt keine Ideen oder Utopien. Die reichsten zwölf Klubs in Europa nehmen mehr Sponsorengelder ein als alle anderen 700 Erstligisten zusammen, und die einzige Antwort darauf lautet: Umverteilung. Dann behandeln wir aber nur die Symptome und setzen nicht an den Hebeln an. Wir fragen nicht: Warum haben wir einen Fußball, der durch private Sponsoren und Investoren finanziert wird? Das könnte man ja ganz anders regeln. Warum spielen wir in einem Verdrängungssystem mit ständiger Abstiegsangst, warum belohnen wir Sieg statt Kooperation oder Kreativität?
Ein zweites Problem sind die extremen Widerstände aus dem Inneren des Fußballs, weil nicht nur die Großen, sondern auch die mittelgroßen Player Profiteure sind und die Kleinen die Großen nicht verärgern wollen.