
Deutschlands letzter Emigrant
Die Welt
Er wurde als Homosexueller verfolgt, seine soziale Existenz vernichtet: 1960 floh Peter Bermbach aus Deutschland nach Paris – um Marlene Dietrich vorzusingen und mit Karl Lagerfeld um die Häuser zu ziehen. Jetzt wird er 90 Jahre alt. Eine Begegnung in Montmartre.
Er hat Filme über Elisabeth Bergner und Jean Marais gedreht. Er ist mit dem jungen Karl Lagerfeld um die Häuser gezogen und hat die Nichte von Marcel Proust zu Veranstaltungen begleitet, auf denen sich das tout Paris der Sechzigerjahre traf. Michèle Morgan hat er beim Ball der Berliner Filmfestspiele 1957 als einziger Tänzer zum Walzer herumschwenken dürfen. Und mit Marlene Dietrich, als diese nur noch aus ihrer Matratzengruft in der Avenue Montaigne heraus kommunizierte, sang er in überlangen Telefonaten jene alten Berliner Lieder, die sie so liebte.
Keine Frage, wenn man so schnurstracks auf die Neunzig zugeht, zehrt man vom reichen Schatz der Erinnerungen und kann, sofern man von der Geißel Demenz verschont geblieben ist, als wandelnde Anekdotensammlung noch einmal Triumphe feiern.