Deutschland kann und muss afghanische Geflüchtete aufnehmen
Frankfurter Rundschau
Europa und auch Deutschland werden sehr viele Flüchtlinge aus Afghanistan aufnehmen müssen. 2015 hat gezeigt, dass das auch möglich ist.
Kabul – Vorbei. Deutschland beendet als einer der ersten Staaten seine Rettungsflüge aus Kabul, die anderen folgen. Die gestrigen Anschläge am Airport mit Toten und Verletzten genau dort, wo Menschen auf Rettung warteten, unterstreichen zum Schluss noch das Debakel des Einsatzes. Tausende sind zuletzt gerettet worden, viele mehr werden zurückgelassen. Zwar werden hoffentlich auch künftig Menschen Afghanistan verlassen können – mit zivilen Flügen, über Land, irgendwie. Unmöglich aber werden sich alle retten können, die das neue Regime verfolgt und entrechtet. Dass Tausende Ortskräfte, Menschenrechtler:innen und andere es trotz gegenteiliger Versprechen nicht nach Deutschland geschafft haben, ist dem absichtsvollen Verschleppen der Bundesregierung zuzuschreiben. Man steht fassungslos vor der brutalen Routine der politischen Bürokratie, Menschen in Lebensgefahr monatelang den Weg zu versperren, bis die Zeit abgelaufen ist. Ebenso routiniert sind jetzt die gegenseitigen Schuldzuweisungen, wahlkampfbedingt genau entlang der Parteilinien. Jetzt ist auch noch die Internationale Organisation für Migration (IOM) dran: Sie habe ihre Anlaufstellen in Afghanistan für Ortskräfte nicht vertragsgemäß aufgebaut. Jedoch ist die Schwerfälligkeit der IOM ein bekanntes Problem. Warum wurde sie überhaupt von der Bundesregierung beauftragt? Vielleicht gerade deshalb? Vorbei ist aber nicht alles. Es geht erst los. Afghanistan ist das neue Syrien: Hunderttausende werden sich auf den Weg machen und vor Hunger, Gewalt, Unterdrückung fliehen. Sie werden sich von Grenzschließungen, Mauern und anderen Hürden nicht abhalten lassen, das wissen wir von anderen Krisenherden. Mit der Abschottung wachsen nur die Profitaussichten von Schlepperbanden.More Related News