Deutschland fehlen 150.000 Lehrkräfte
Frankfurter Rundschau
Der Verband Bildung und Erziehung rechnet für das Jahr 2030 mit erheblichem Mangel im pädagogischen Bereich.
Frankfurt - Deutschland gehen die Lehrerinnen und Lehrer aus. Diesen Schluss legt eine am Dienstag vorgestellte Untersuchung des renommierten Bildungsforschers Klaus Klemm im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) nahe. Davon betroffen wäre nicht nur der reguläre Unterricht, sondern gefährdet wären auch Vorhaben wie Inklusion oder der Ausbau von Ganztagsangeboten.
Klemm legt seiner Studie Zahlen zugrunde, die auch die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) verwendet. Demnach müssen in Deutschland bis zum Jahr 2030 rund 363 000 neue Lehrkräfte eingestellt werden. Diese seien nötig, um ausscheidende Pädagog:innen zu ersetzen und der um rund acht Prozent steigenden Zahl von Schüler:innen gerecht zu werden.
Während allerdings die KMK davon ausgeht, dass bis zum Jahr 2030 rund 350 000 neue Lehrkräfte zur Verfügung stünden, kommt Klemm zu einem anderen Ergebnis. Er rechnet mit 286 000 neuen Lehrerinnen und Lehrern. Fehlen nach Einschätzung der KMK im Jahr 2030 also lediglich rund 14 000 Lehrkräfte an Deutschlands Schulen, sieht Klemm eine riesige Lücke von 81 000.
Das ergibt sich laut Klemm daraus, dass die KMK weder die jüngsten Entwicklungen bei den Studierendenzahlen im Lehramt berücksichtige noch die zurückgehende Zahl der Schulabgänger:innen in den nächsten Jahren. Die Rechnung sei daher „höchst unseriös“, sagt Klemm, der unter anderem dem wissenschaftlichen Beirat der Pisa-Studien und dem Beirat für die deutsche Bildungsberichterstattung angehörte.
Und noch ein weiterer Punkt lasse die KMK-Prognose eines vergleichsweise moderaten Mangels hinfällig erscheinen. Würden die großen Bildungsvorhaben wie Inklusion, der Abbau von Bildungsungerechtigkeiten sowie Ganztagsbetreuung bzw. -unterricht weiterverfolgt, ergebe sich daraus ein weiterer Bedarf an rund 74 000 Lehrkräften, rechnete Klemm vor. In der Summe fehlten im Jahr 2030 also mehr als 150 000 Lehrerinnen und Lehrer.