
Deutschland bewegt sich diplomatisch auf Marokko zu
DW
Seit März sind die Beziehungen zwischen Deutschland und Marokko schwer belastet. Nach dem Regierungswechsel will Berlin einen Neustart, um "zu dem traditionell breiten und guten Verhältnis zurückzukehren".
Es gab keine Pressemitteilung und erst recht keinen Auftritt der neuen Außenministerin Annalena Baerbock. Aber bei einem heiklen Thema der deutschen Außenpolitik hat das Auswärtige Amt in diesen Tagen einen weit mehr als nur symbolischen Schritt getätigt. Und es hofft nun auf eine Wiederannäherung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Marokko.
"Aus Sicht der Bundesregierung ist es im Interesse beider Länder, wieder zu dem traditionell breiten und guten Verhältnis zurückzukehren", sagte ein hochrangiger Diplomat des Auswärtigen Amtes.
Wenige Tage nach dem Regierungswechsel von der großen Koalition zum SPD-geführten Ampel-Bündnis mit FDP und Grünen änderte das deutsche Außenministerium auf seiner Homepage die Informationen zu den bilateralen Beziehungen. Marokko sei "sowohl politisch als auch kulturell und wirtschaftlich ein wichtiges Bindeglied zwischen Nord und Süd", heißt es da.
Für Deutschland und die Europäische Union sei das Land "zentraler Partner" in Nordafrika. In den vergangenen zehn Jahren habe das Land "umfangreiche Reformen auf den Weg gebracht" und spiele "eine wichtige Rolle für die Stabilität und nachhaltige Entwicklung in der Region". All das sind Formulierungen der Anerkennung, die sich in der vorherigen Fassung des Textes nicht fanden.
Bei all dem Lob gilt: Die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern sind derzeit ausgesprochen schwierig. Nach wachsenden Kontroversen, bei denen es unter anderem, aber nicht nur um den Status der Westsahara ging, rief die marokkanische Regierung im Mai ihre Botschafterin aus Berlin zurück.