Deutscher Waschmittelriese muss jede dritte Stelle streichen
RTL
Das Unternehmen, das Tandil von Aldi und W5 von Lidl mitproduziert, ist in der Krise. Hunderte Arbeitsplätze werden gestrichen, Standorte geschlossen.
Wer bei Aldi zur Waschmittel-Eigenmarke Tandil oder bei Lidl zu Pflegeprodukten von Cien oder den Haushaltsreinigern W5 greift, hat eigentlich ein Produkt von Deutschlands größtem Konsumgüterhersteller in der Hand: Dalli mit Hauptsitz in Stolberg bei Aachen. Doch das Unternehmen befindet sich wie die ganze Branche in einer Krise. Die Folge: Hunderte Arbeitsplätze werden gestrichen, ganze Standorte geschlossen.
"Die dalli-group reagiert auf die schwierigen Marktverhältnisse in der Konsumgüterbranche", erklärt das Unternehmen in einer Mitteilung. Konkret bedeutet das: Das Familienunternehmen stellt sich neu auf, bis zu 750 Stellen fallen weg – das ist fast jeder dritte Arbeitsplatz.
Wie die "Lebensmittel Zeitung" berichtet, schließt das Unternehmen zwei Standorte im Ausland: Bis spätestens Ende des Jahres schließt das Werk im österreichischen Warth, auch im rumänischen Timisoara soll die Produktion nur bis Ende des Jahres laufen. Dem Strukturprogramm "Roadmap 2030" könnte auch noch der Standort Westerburg in Rheinland Pfalz zum Opfer fallen.
Die Dalli-Werke mit Sitz in Stolwerk beschäftigen rund 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Unternehmen stellt Produkte für Schönheits- und Haushaltspflege her, die auch unter der EIgenmarke "dalli" verkauft werden. Viel bekannter sind allerdings die Handelsmarken, die Dalli für die Discounterriesen Aldi und Lidl herstellt. Für Aldi sind das unter anderem die Tandil-Waschmittel und für Lidl die Cien-Pflegeprodukte und W5-Haushaltsreiniger. Für die Drogeriekette dm stellt das Unternehmen Pflegeprodukte her, die unter der Handelsmarke "Balea" im Regal stehen. Auch die dm-Waschmittel von "denk mit" werden mitproduziert.
Dalli will bis spätestens Herbst 2022 "die unrentablen Produktkategorien Handgeschirrspülmittel, Haushaltsreiniger sowie teilweise Haar- und Körperpflege" aufgeben. Ziel sei es, "die Position als führender europäischer Hersteller von hochwertigen Marken- und Handelsmarkenprodukten in den Bereichen Personal Care und Home Care zu festigen."
Erst im Sommer 2021 hat es in Deutschland zwei folgenreiche Insolvenzen von Waschmittelherstellern gegeben, deren Auswirkung die Discounter Lidl und Aldi zu spüren bekommen haben: Der harte Wettbewerb im Waschmittelmarkt, explodierende Rohstoffpreise und schließlich auch Corona haben den deutschen Reinigungsmittelproduzenten Thurn Germany in die Knie gezwungen. Das Unternehmen mit Sitz in Neunkirchen-Seelscheid musste im Juli Insolvenz anmelden. Bereits vorher gab der Hersteller Sopronem seine Zahlungsunfähigkeit bekannt.
Beide Unternehmen haben unter anderem den Discounter Lidl mit Reinigungs- und Waschmittel beliefert. Sopronem hat für Lidl vor allem flüssige Waschmittel produziert, Thurn Germany Putz- und Reinigungsmittel in Pulverform sowie Spülmaschinen-Tabs. Auch die Aldi-Marken Tandil (Waschmittel) und Alio (Geschirrspülreiniger) wurden von Thurn Germany mitproduziert.
"Grundsätzlich verfolgen wir eine Mehrlieferantenstrategie, um eventuelle Lieferausfälle in einem gewissen Rahmen abdecken zu können", erklärte ein Sprecher von Aldi Süd gegenüber RTL zu den Produktionsausfällen bei Thurn. Die Warenversorgung genießt bei Aldi immer oberste Priorität.