
Deutsche Justiz versucht sich an Künstlicher Intelligenz
n-tv
Stapel von Aktenordnern und veraltete Gesetze: Technologie ist für die deutsche Justiz in vielen Bereichen noch immer ein Fremdwort. Langsam nähert sich die Branche nun dem Thema Künstliche Intelligenz - und stößt auf eine Reihe von Problemen.
Wer sich den Arbeitsalltag in einer Rechtsanwaltskanzlei vorstellt, denkt wohl zunächst an dicke Aktenordner und Gesetzbücher, an lange Verhandlungstage oder Mandantengespräche. Neue Technologien prägen bislang selten das klassische Bild des Anwaltsberufs. Doch die Branche befindet sich im Wandel - und setzt dabei auch zunehmend auf Künstliche Intelligenz (KI).
"Der Einsatz von KI-gestützten Tools eignet sich im Rechtsbereich vor allem deshalb, weil viele der am Markt verfügbaren KI-Anwendungen textbasiert funktionieren - und die Arbeit der Anwältinnen und Anwälte eben vorrangig in Textform stattfindet", sagt Karsten U. Bartels, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft IT-Recht beim Deutschen Anwaltverein. So kann die KI etwa Urteile zusammenfassen, beim Sammeln von Argumenten helfen, oder einen ersten Entwurf für Klagen, Klageerwiderungen und sonstige Schriftsätze formulieren.
Besonders hilfreich könnte das in Massenverfahren wie seinerzeit den Dieselklagen sein, in denen unzähligen Fällen ein fast identischer Sachverhalt zugrunde liegt, erklärt Bartels. KI könnte hier nicht nur aufseiten der klagenden Autofahrer die juristische Arbeit erleichtern, sondern auch bei den beklagten Unternehmen und Gerichten. "Für die Abwicklung dieser Massenverfahren ist KI nicht nur sinnvoll, sondern notwendig", so der Berliner Rechtsinformatiker.
