Deutlich weniger Stromsperren im Corona-Jahr 2020
ProSieben
Wer seine Strom- oder Gasrechnung nicht bezahlt und auf Mahnungen nicht reagiert, dem kann der Versorger den Anschluss sperren. Im Corona-Jahr 2020 haben die Lieferanten weniger oft zu diesem drastischen Mittel gegriffen. Das hat verschiedene Ursachen.
Die Energieversorger haben im vergangenen Jahr rund 230 000 Verbrauchern in Deutschland wegen unbezahlter Rechnungen den Strom abgestellt. Das sind fast 20 Prozent weniger Stromsperren als 2019, wie aus Zahlen für den neuen Monitoringbericht von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Die Gaszufuhr wurde 24 000 Haushalten gesperrt, das waren gut 22 Prozent weniger als im Vorjahr.
Der stärkste Rückgang seit Jahren ist unter anderem eine Folge der Corona-Pandemie. Durch Corona in finanzielle Nöte geratene Bürger hatten im ersten Halbjahr 2020 ein sogenanntes Leistungsverweigerungsrecht. Ihnen mussten Zahlungen für Strom und andere Leistungen der Daseinsvorsorge gestundet werden.
Außerdem hätten mehr als 70 Prozent der im Monitoring befragten Lieferanten angegeben, 2020 zumindest zeitweise freiwillig auf Sperrungen ihrer Kunden verzichtet zu haben, heißt es in dem Berichtsentwurf. Einige Versorger hätten auch ihre Kriterien für eine Sperrung im Sinne der Kunden erweitert.
Verbraucherschützer haben wiederholt höhere Schwellenwerte für eine Stromsperre gefordert. Derzeit darf ein Grundversorger ab einem Zahlungsverzug von mindestens 100 Euro den Strom sperren. Das geht aber nicht sofort. Der säumige Kunde muss eine Mahnung und eine sogenannte Sperrandrohung erhalten. Im vergangenen Jahr haben rund 4,2 Millionen Stromkunden eine solche Androhung bekommen.