Der VfL Bochum erschüttert den BVB und die Liga
n-tv
Das Revier erlebt eines der spektakulärsten Derbys der vergangenen Jahre. Am Ende triumphiert der VfL Bochum und feiert sein Klassenerhalts-Wunder, während sich die Dortmunder um den dreifachen Torschützen Erling Haaland die Quittung vor der Südtribüne abholen.
Der VfL Bochum feiert sein Fußball-Wunder. In der Nachbarschaft. In Dortmund. Bei der Borussia. Mit 4:3 (2:2) gewinnt der Aufsteiger beim Tabellen-Zweiten der Bundesliga und feiert am 32. Spieltag den Klassenerhalt. Eine verrückte Geschichte, serviert in einem verrückten Spiel. Nach acht Minuten führte der VfL mit 2:0. Sebastian Polter und Gerrit Holtmann versetzten das mit 81.365 Zuschauern ausverkaufte Westfalenstadion in erstauntes Entsetzen. Per Kopf und per Kunst. Erling Haaland drehte die Partie. Er versenkte zwei Handelfmeter und schoss sich einmal gewinnbringend selbst an. Als alles nun so zu laufen schien, wie es die Kraft dieser Klubs prophezeit hatte, platzierten der eingewechselte Jürgen Locadia mit einem sehr geschmeidigen Move und Milos Pantovic (per Handelfmeter) den nächsten Doppelschock im lautesten Tempel des Landes.
Das Westfalenstadion kochte. Es kochte aber auf der "falschen" Seite. Auf der Nordtribüne. Dort wo die Fans der Bochumer in Massen standen, mindestens 8000 hatten Karten für das sehnsüchtig vermisste kleine Revierderby bekommen. Im Süden dagegen, wo die schwarzgelbe Wand steht, erst Schweigen, dann Pfiffe. Das sorgte für Unmut "Ich kann den Ärger der Leute nachvollziehen. Aber die Jungs haben es nicht verdient, beschimpft zu werden", sagte BVB-Trainer Marco Rose bei "Sky". "Das eine, ist das Spiel zu verlieren, das andere, sich zurecht auspfeifen zu lassen", urteilte BVB-Profi Julian Brandt. "Die beiden Gegentore am Ende waren mega unglücklich."
Der BVB, personell nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, hatte sich gegen den giftigen Zwerg von nebenan blamiert. Die Fußballer der Borussia hatten ihrer wankelmütigen Saison ein weiteres bitteres Leiden hinzugefügt. Zu befürchten haben die Dortmunder allerdings nichts mehr, die Vizemeisterschaft ist ihnen nämlich nur noch rechnerisch durch Bayer Leverkusen und RB Leipzig zu nehmen. Und so wankt der BVB aus dieser Saison, wieder mit der Hoffnung, dass in der nächsten Spielzeit alles besser wird. Wohl ohne Tor-Gigant Haaland, der an diesem Samstagnachmittag den Tod seines Beraters Mino Raiola verarbeiten musste, und einem personellen Umbruch.
Sportlich hat Torhüter Loris Karius schon länger keine Schlagzeilen mehr produziert. Und doch ist sein wahrscheinlicher Transfer zum FC Schalke 04 ein aufsehenerregendes Thema, was vor allem an seinem Privatleben liegt. Beim Zweitligisten wird er wohl meist mit einem Platz auf der Bank vorliebnehmen müssen.