Der verzweifelte Aufstiegsk(r)ampf des HSV
n-tv
Auf den Hamburger SV ist Verlass, das wird immer mehr zur bitteren Fußball-Wahrheit: Biegt die 2. Liga im Frühling auf die Zielgerade ein, geht dem Traditionsklub kräftig die Puste aus. Der Aufstieg ist nach der Heimpleite gegen Paderborn wohl auch in dieser Saison kein Thema mehr.
Schon wieder Frühling, schon wieder Endspurt im Aufstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga - und schon wieder schmiert der Hamburger SV ab. Es scheint, als wird das Unterhaus zum dauerhaften Lebensraum des ehemaligen Europapokalsiegers. Nach drei gescheiterten Aufstiegsmissionen steht der einstige Erstliga-Dino auch im vierten Anlauf vor einem Scherbenhaufen. Die 1:2-Heimpleite gegen den SC Paderborn zementiert den Abwärtstrend. Seit fünf Spielen kein Sieg, nur zwei von 15 möglichen Zählern in den vergangenen sechs Wochen. Bei sechs ausstehenden Spieltagen hat der Traditionsklub als Sechster neun Zähler Rückstand auf einen Aufstiegsplatz.
"Die Entwicklung geht nicht nur in eine Richtung, die kann auch mal stocken", entschuldigte Trainer Tim Walter sein Team und seufzt: "Das Leben ist kein Wunschkonzert, man muss hart arbeiten." Der regelmäßige Einbruch hat weder etwas mit fehlender Kondition noch mangelnder Klasse der Profis zu tun. Geht es im Saisonfinale ans Eingemachte, flattern pünktlich in Hamburg die Nerven. Das bestreitet Walter indes vehement. Aus taktischen Gründen will er erst gar keine Psycho-Diskussion aufkommen lassen. Denn die verunsichert das Team noch mehr, wie die Vorjahre zeigten. Deshalb lautet sein Lieblingssatz: "Wir bleiben bei uns." Egal, wie die eigenen Spiele enden, egal, was die Konkurrenz macht, egal, wie die Tabelle aussieht: nicht drüber reden, nicht drüber nachdenken, nur bis zum besser platzierten Mitspieler auf dem Rasen gucken.
Als ein Sky-Reporter vor dem Spiel von Walter bestätigt haben wollte, dass gegen Paderborn wohl ein Pflichtsieg fällig sei, antwortete dieser: "Pflicht ist, dass ich später meine Familie anrufe. Für uns ist wichtig, dass wir Spaß haben." Das ist weder patzig noch arrogant, sondern Teil des Anti-Psycho-Plans. Auch wenn der Trainer meint, "Druck ist ein Privileg", seine Spieler scheinen das anders zu sehen.