Der UN-Hungergipfel soll eine Zeitbombe entschärfen
DW
Schon im Vorfeld des ersten UN-Gipfels zu Ernährungssystemen zeigen sich die Bruchlinien zwischen Kleinbauern und Agroindustrie. Kritik, aber auch Lösungen kommen besonders aus Lateinamerika.
Wohl kein Thema zeigt die Zukunftsprobleme der Menschheit so drastisch wie die Ernährung: Eine wachsende Weltbevölkerung kombiniert mit immer weniger fruchtbarem Land, immer weniger Biodiversität und dem Klimawandel - es ist leicht erkennbar, dass darin eine Zeitbombe lauert. In ihrem jüngsten Welternährungsbericht läutete die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) deshalb die Alarmglocken: Der Hunger nehme weltweit zu und drohe, die UN-Entwicklungsziele entgleisen zu lassen. Rund zehn Prozent der Weltbevölkerung, 811 Millionen Menschen, sind demzufolge unterernährt - ein Anstieg um 118 Millionen im Vergleich zu 2019. Gleichzeitig lande ein Drittel der produzierten Lebensmittel im Müll. UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat deshalb zum ersten Gipfel über Ernährungssysteme geladen. Ab diesem Donnerstag findet er am Rande der UN-Vollversammlung in New York statt.
Eigentlich war der Gipfel für 2020 geplant. Die Pandemie vereitelte ihn, führte aber zugleich seine Dringlichkeit vor Augen, sagt Karina Sánchez, die bei der FAO in Mexiko für nachhaltige Ernährung zuständig ist: Auf den Feldern der lateinamerikanischen Bauern verrottete die Ernte, weil Häfen und Grenzen dicht waren; in den Armenvierteln der Städte hungerten derweil die Menschen - und wegen der sprunghaft angestiegenen Nahrungsmittelpreise hungern sie noch immer. "Das zeigt uns, wie wichtig es ist, die Nahrungsmittelkette als Ganzes zu sehen", so Sánchez im Gespräch mit der DW.