Der Ukraine-Krieg bei „Hart aber fair“ – Eine Rutschbahn in den Dritten Weltkrieg
Frankfurter Rundschau
Frank Plasberg (ARD) diskutiert in „Hart aber fair“ zum Ukraine-Krieg. Es geht um Putin, Flüchtlinge in Europa und die Gefahr eines Atomkrieges.
Ehe das Publikum bei „Hart aber fair“ Raum für Fragen bekommen, dürfen erst einmal die Politiker und Fachleute im Studio ihre Einschätzung zur aktuellen Lage im Ukraine-Konflikt kundtun. Marina Weisband ist sich sicher, dass die Ukrainer weiterkämpfen werden, „selbst wenn Präsident Selenskyj fallen sollte.“ Omid Nouripour ist davon überzeugt, dass das System von Wladimir Putin darauf beruht, dass die Menschen überall Angst haben: „Aber Angst hilft uns jetzt nicht weiter, die hilft nur Putin.“
Christian Hacke legt den Finger in eine Wunde, die viele lieber nicht aufreißen wollen: „Wir haben Putin durch unsere Halbherzigkeit und Naivität erst stark gemacht.“ Trotzdem zeige Putins Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen die Not auf, in der er sich befinde, resümiert General Vad: „Ein langer Krieg wird ihm politisch das Genick brechen.“ Gesine Dornblüth ist dagegen fassungslos, wenn sie in der politischen Diskussion immer wieder die Forderung hört, Putin doch die schon völkerrechtswidrig besetzten Gebiete endgültig abzutreten, damit der Ruhe gibt: „Ihm geht es doch gar nicht um die Ukraine, sondern um Europa insgesamt.“
Jetzt kommen die TV-Zuschauer:innen von „Hart aber fair“ ins Spiel, und aus Hessen kommt die besorgte Erkenntnis, dass sich Putin eine Niederlage gar nicht leisten kann: „Wie würde die Großmacht Russland dann mit ihrer riesigen Armee dastehen?“ Frank Plasberg gibt die Frage gleich in die Runde weiter: „Glaubt jemand, dass die Ukraine der Übermacht von Russland standhalten kann?“ Erich Vad erinnert an die Beispiele der Vergangenheit von Vietnam über Irak bis hin zu Afghanistan, wo die Russen und die Nato letztlich ausgeblutet sind: „Besiegt von den Taliban, mit Turnschuhen, Kalaschnikow und geringer Ausrüstung.“
Auch Marina Weisband glaubt in der ARD bei Plasberg an die Standfestigkeit der Ukrainer, weil Putin es in den ersten 72 Stunden nicht geschafft hat, das Land zu überrumpeln: „Je mehr Putin demonstriert, was für stalinistische Maßnahmen er im eigenen Land durchführt, desto mehr wird den Ukrainern klar, in diesem Land ist für uns keine Zukunft, nachdem wir uns Demokratie erkämpft haben.“ Und sie erzählt vom alltäglichen Leben ihrer Verwandten in Kiew, die sich selbst im Krieg ihren Humor bewahrt haben: „Wenn draußen gekämpft wird, dann stellt unser schwerhöriger Onkel einfach den Fernseher lauter, damit die Kinder die Schüsse nicht hören.“
Als Wahl zwischen Pest und Cholera bezeichnete unsere Außenministerin Annalena Baerbock die hauchdünne Linie zwischen Waffenlieferungen an die Ukraine und einem militärischen Einsatz der Nato. „Wenn Putin nicht gestoppt wird“, befürchtet Nouripour in „Hart aber fair“, „wird es weitergehen: Moldau, Georgien, Kasachstan, man weiß es nicht. Aber eine direkte Konfrontation zwischen Russland und Nato wäre eine Rutschbahn in den Dritten Weltkrieg.“