Der traurige Fall der Melanie Müller
n-tv
Nazi-Parolen und ein mutmaßlicher Hitlergruß: Ganz Deutschland spricht über die Ballermann-Sängerin Melanie Müller. Sie selbst sagt, sie habe mit nationalistischem Gedankengut nichts am Hut. Ob sie auch nicht weiß, was es mit ihrem Auftrittsort in Leipzig auf sich hat?
Man will es noch immer kaum glauben. Melanie Müller, die Frau, die 2014 mit ihrer einst so natürlichen und warmherzigen Art Millionen TV-Zuschauer begeisterte und Dschungelkönigin wurde, soll mit Rechten gefeiert haben. Ganz Deutschland spricht dieser Tage über ihren Auftritt in Leipzig, bei dem Leute im Publikum rechte Parolen skandieren und den Arm zum Hitlergruß erheben. Die Ballermann-Sängerin steht auf der Bühne und singt. Nach ersten Berichten und öffentlich gewordenen Filmaufnahmen des besagten Auftritts gibt Müller ein Statement ab, das fadenscheinig klingt. Sie sagt, sie habe den Auftritt abgebrochen und die Bühne verlassen.
Ja, es stimmt: Künstler stehen fast das gesamte Jahr über auf vielen Bühnen. Immer wieder berichten sie, sie wüssten teils gar nicht mehr, in welcher Stadt sie eigentlich auftreten. Oder zu welchem Event sie überhaupt geladen seien. Ähnlich wie Melanie Müller das über ihren Auftritt in Leipzig auch sagt. Dazu fallen Worte wie: "In mein Publikum gehören keine Nazis. Ich distanziere mich klar von den Geschehnissen (...) und hoffe, dass ich mit etwas Abstand die Möglichkeit bekomme, mich öffentlich zu positionieren."
Als wären ihre Aussagen in Anbetracht der Bildaufnahmen, die eine ganz andere Sprache sprechen, nicht fragwürdig genug, versieht die Sängerin sie mit den Hashtags #fcknzs und #gemeinsamgegenrechts. Kurz nach dem ersten Video macht ein zweites Video die Runde. Aber nicht etwa eins, bei dem Müller Position bezieht und zum Publikum sagt, sie würde ihren Auftritt abbrechen. Nein, es sind Aufnahmen, die zeigen, wie auch sie die Hand erhebt, ganze achtmal. War es der Hitlergruß? Die Sängerin bestreitet das.
Schon als sie sich seinerzeit zum Song "Dirrty" rekelte, gab sich Christina Aguilera wenig subtil. Gut und gerne zwei Jahrzehnte später lässt es die Sängerin sogar noch offensiver angehen. In einem Podcast spricht sie hemmungslos über Vibratoren, Gleitgel, Sex im Flieger und darüber, was sie "geil" macht.
Worin sind sich Linke, Rechte, Migrationshintergründler, Kartoffeln, Islamisten und Queere, Neonazis, Berufszonis und DekolonialistInnen einig? Dass die Juden an allem schuld sind. Stimmt nicht? Kann schon sein, aber so steht es auf dem Buch "Sind Antisemitisten anwesend", das Lea Streisand, Michael Bittner und Heiko Wernin herausgegeben haben, nunmal auf der Klappe. Moment, das kommt Ihnen komisch vor? Ja, soll es auch, denn in diesem Buch kommen nicht nur die scharfzüngigsten und scharfsinnigsten, sondern auch die komischsten Autorinnen und Autoren, jüdisch und nicht-jüdisch, zu Wort. Darüber, wie man dem neuen und dem alten Antisemistismus die Stirn bietet, hat sich ntv.de mit der Schriftstellerin, Kolumnistin und Herausgeberin Lea Streisand unterhalten.