"Der Sozialneid nach unten ist sehr ausgeprägt"
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Durch die explodieren Energie- und Lebensmittelpreise drohen immer mehr Menschen in die Armut abzurutschen. Viele andere sind schon längst in ihr gefangen. Dennoch herrscht immer noch die Meinung vor: "Wer arm ist, ist faul und selbst Schuld." Warum das nicht stimmt und wo das eigentliche Problem liegt, erklärt Armutsforscher Christoph Butterwegge im Interview mit ntv.de.
ntv.de: Der aktuelle Hartz-IV-Regelsatz beträgt 449 Euro. In Zeitungsartikeln und Fernsehsendungen wird Empfängerinnen und Empfängern immer wieder erklärt, mit welchen Tipps und Tricks sie damit gut über die Runden kommen können. Doch kann man von 449 Euro im Monat tatsächlich gut leben?
Christoph Butterwegge: In Würde sicher nicht. Im Hartz-IV-Regelbedarf sind beispielsweise nur wenig mehr als fünf Euro pro Tag für Nahrungsmittel vorgesehen. Man verhungert damit zwar nicht, aber der Betrag reicht nicht aus, um sich beispielsweise gesund zu ernähren. Die 449 Euro sind auch nicht genug, um sich gut kleiden zu können. Und erst recht nicht, um am sozialen und kulturellen Leben teilzunehmen. Mal ins Kino oder ins Theater zu gehen, ist mit dem Regelbedarf nicht möglich.
Im neuen Jahr weicht Hartz IV dem Bürgergeld. Damit wird der monatliche Regelbedarf um rund 50 Euro erhöht. Reicht das aus?
Eine 14-Jährige muss nach Angaben der Staatsanwaltschaft über Monate ein unvorstellbares Martyrium ertragen: Die Stiefmutter des Mädchens soll sie teils wochenlang in der Dusche eingesperrt und misshandelt haben - mit Wissen und Hilfe des Vaters und ihrer Tochter. In Neubrandenburg startet jetzt der Prozess.