Der Schmerzensmann hat genug gelitten
Süddeutsche Zeitung
Vier WM-Titel im Einzelzeitfahren, schwere Stürze, klare Worte: Tony Martin war nicht nur auf dem Rad eine der prägenden Figuren seines Sports. In seinem letzten Profirennen gewinnt er noch einmal WM-Gold.
Die ersten Abschiedsgirlanden sah Tony Martin schon während des Rennens, auf dem Asphalt, wie es sich für einen Radprofi gehört. "Tony the Tank", Tony der Panzer, hatten Anhänger auf die Straßen rund um Brügge gepinselt; eine Hommage an Martins etwas platten Spitznamen, aber Fans und Kollegen hatten diesen stets mit Hochachtung vorgetragen. Und Martins Motor hatte am Mittwoch noch einmal genüsslich geschnurrt, 22,5 Kilometer hatten er, Max Walscheid und Nikias Arndt bei der Straßenrad-WM vorgelegt, dann übernahmen die Olympiasiegerinnen von der Bahn, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger. Die parierten den Widerstand der Niederlande souverän, die vor zwei Jahren noch die WM-Premiere dieses Formats gewonnen hatte. Und so spannte sich ein letzter goldener Rahmen um die 15-jährige Laufbahn von Tony Martin. "Das ist das bestmögliche Ende", sagte der 36-Jährige, mit Tränen in den Augen.