Der Schatz des Captain Kidd
Süddeutsche Zeitung
Der Pirat raubte einst sagenhafte Kostbarkeiten. Bis heute weiß niemand, wo er seine Beute versteckt hat.
In der kurzweiligen Geschichte der Piraterie gab es mit Sicherheit weit furchteinflößendere Gestalten als William Kidd. Der Schotte war zu Lebzeiten mehr tragische Figur als erfolgreich plündernder Herr der sieben Meere. Kidd war kein Samuel Bellamy. Doch nach seinem Tod durch den Strang am 23. Mai 1701 in London wuchs sein Ruhm mit jedem Jahr.
Die Legende seines Lebens nahm immer sagenhaftere Züge an und lieferte bald den Stoff für viele Abenteuer in der Literatur, im Kino und mittlerweile auch im Videospiel. Freilich haben diese mit den wahren Begebenheiten nur bedingt zu tun, etwa im Piratenfilm "Unter schwarzer Flagge" mit einem agilen Charles Laughton als Captain Kidd. Eine der bekanntesten literarischen Ausschmückungen ist Edgar Allan Poes 1843 entstandene Kurzgeschichte "Der Goldkäfer". Darin dreht sich alles um den Schatz, den Kidd angeblich vergraben haben soll, der aber nie gefunden wurde.
Dem Geheimnis auf der Spur
Maria Stuart verwendete im letzten Brief vor ihrer Hinrichtung eine raffinierte Versiegelungstechnik, die erst jetzt geknackt wurde. Von Sofia Glasl
"Gewiss haben auch Sie die abenteuerlichen Geschichten gehört - die tausend dunklen Andeutungen darüber, dass Kidd und seine Genossen irgendwo an der atlantischen Küste einen Goldschatz vergraben haben sollen", wendet sich darin der verschrobene William Legrand an den Erzähler und fährt fort: "Dies Gerede muss doch in einer Tatsache begründet sein; und dass es sich gar so lange erhalten konnte, schien mir Beweis dafür, dass der vergrabene Schatz noch immer nicht gehoben sei. Hätte Kidd seinen Raub nur eine Zeitlang verborgen und später wieder an sich genommen, so wären diese Schatzmärchen wohl kaum in ihrer immer unveränderten Gestalt bis auf uns gelangt." Poe lässt seine Geschichte auf Sullivanʼs Island im US-Bundesstaat South Carolina spielen. Natürlich findet man letztlich auch den Schatz, was den Beteiligten beim Verkauf mehr als anderthalb Millionen Dollar beschert.