Der Profisport hat gute Argumente
Süddeutsche Zeitung
Die Politik der leeren Stadien und Arenen ist der aktuellen Situation nicht angemessen. Sportvertreter beklagen zurecht, dass neue Erkenntnisse bei der Zuschauer-Rückkehr endlich Gehör finden sollten.
Nach wie vor prägen Meldungen über coronabedingte Spiel- und Trainingsabsagen den laufenden Sport-Betrieb. Die Straubing Tigers stornieren ihre geplanten Auswärtsspiele bei den Iserlohn Roosters, bei den HSV-Handballern wird wegen positiver Tests das Training ausgesetzt, beim Fußball-Zweitligisten SC Paderborn gibt es fünf neue Ansteckungsfälle, beim Drittligisten TSV Havelse vier, die Vereinigung der Eishockey-Profis tritt für eine Unterbrechung des Liga-Betriebs bis zur Olympia-Pause ein.
Unter dem Einfluss von Omikron ist die Lage im Profisport, wie man sich das kürzlich nicht hat vorstellen können. Es ist gar nicht lange her, da riefen einzelne Infektionsfälle Grundsatz-Debatten hervor. Aber dass die pandemische Situation inzwischen eine andere ist, lässt sich an den Kommentaren aus dem Sport zur Beibehaltung der rigiden Zuschauer-Beschränkungen erkennen.
Pause nach der Winterpause: Die Bundesliga stellt für zwei Wochen den Spielbetrieb ein. Was hinter der ungewöhnlichen Unterbrechung steckt.
Den Beschluss der Ministerpräsidenten, die Restriktionen fortzusetzen, kritisierten nicht nur die berufenen Sprecher der Profiligen, sondern auch vergleichsweise unautorisierte Personen wie die Fußball-Trainer Oliver Glasner (Eintracht Frankfurt) und Tim Walter (Hamburger SV). Während Walter der Politik einen Blick in die randvollen Stadien in England oder den USA empfahl, beklagte Glasner die Rolle des Fußballs als "Buhmann". Borussia Dortmunds Chef Hans-Joachim Watzke kündigte eine Klage vor Gericht an und kann sich des Beifalls unter anderem von Handballern und Eishockeycracks sicher sein. Der Sport steht zusammen.
Lange Zeit war der Profisport der Politik dankbar für die Anerkennung seiner Bedürfnisse, nun lehnt er sich gegen die anhaltende Verbotsstrategie auf, und das steht ihm auch zu. Der angespannte Alltag mit Ansteckungen und Absagen ist ja nur die eine Seite der Entwicklung, die andere ist, dass ein öffentliches Sport-Leben in der Omikron-Gegenwart möglich ist. England, wo Stadien und Hallen auch bei inflationär hohen Inzidenzzahlen voll sein durften, mag ein spezieller Fall sein. Aber auch Frankreich und Italien verabschieden sich gerade von den zur Jahreswende verabredeten 5000-Besucher-Beschränkungen für die Stadien, Spanien erlaubte ohnehin immer eine Drei-Viertel-Belegung.