Der Personal-Kampf bei den Grünen ist nur eine Ouvertüre
Die Welt
Durchstechereien, Bandenbildung, Meinungsschlachten – der Grünen-Streit über einen Ministerposten für Realo Cem Özdemir ist nicht befriedet: Die unterlegenen Parteilinken sind gekränkt. Die Grünen gehen mit einer Hypothek ins Regierungsgeschäft – und damit die ganze Ampel.
Die erlösende Nachricht kam am Donnerstagabend um kurz vor 21 Uhr – als SMS. „Liebe Anne, liebe Steffi, liebe Claudia, lieber Cem, herzlichen Glückwunsch: Der Bundesvorstand hat euch nominiert.“ Der Absender: Michael Kellner, Bundesgeschäftsführer der Grünen. Nicht nur die Adressierten atmeten tief durch. Denn damit war die Aufstellung der grünen Ministerriege nach einer tage- und nächtelangen, zum Teil erbittert geführten Kontroverse endlich geregelt.
Für die Ampel war das kein guter Start. Der Streit ging so tief, dass sogar die digitale Abstimmung der 125.000 Grünen-Mitglieder über Koalitionsvertrag und Personaltableau verschoben werden musste. Der Beißkrampf um Posten und Personen war ein Rückfall in alte Zeiten, in denen Flügelkämpfe zwischen Realos und Linken die Partei lähmten – und die künftig die mit großem Pathos verkündete „Fortschrittsregierung“ belasten könnten.