Der Pandemie-Präsident
ZDF
Vieles spricht dafür: Der alte ist der neue. Frank-Walter Steinmeier dürfte wieder Bundespräsident werden. Nicht alles ging glatt bisher.
"Ich trete nicht aus Bequemlichkeit an, sondern aus Überzeugung." Nein, Bequemlichkeit kann man ihm nicht vorwerfen. Es war eher ein cleverer Winkelzug, als Frank-Walter Steinmeier Ende Mai vorigen März ankündigte, er wolle Bundespräsident bleiben.
Da lag seine SPD gerade einmal in den Umfragen bei 15 Prozent. Die Bundestagswahl sowie drei Landtagswahlen noch weit weg und damit die Zusammensetzung der Bundesversammlung völlig unklar. Eine Mehrheit für ihn also alles andere als sicher. Überhaupt ungewöhnlich: Sich selbst für die zweite Amtszeit vorzuschlagen, als sich vorschlagen zu lassen.
Am Ende kam keiner mehr an ihm vorbei.
Steinmeier kennt den Berliner Politikbetrieb in- und auswendig. Er war Staatskanzleichef, Strippenzieher für Kanzler Gerhard Schröder, Fraktionschef, zweimal Außenminister, Vizekanzler. 2017, als er noch kein Jahr in Schloss Bellevue saß, war genau das von Vorteil. In vielen Gesprächen schaffte er es, dass die SPD noch einmal in eine Große Koalition ging und das Land regierungsfähig blieb.
Das Land brauchte allerdings mehr als einen Politikprofi. Mit Formaten wie der Kaffeetafel oder der Bürgerlage versuchte Steinmeier ein Gespür für das zu bekommen, worüber die Menschen außerhalb des Politikbetriebs reden, was sie umtreibt. Mehr als zwei Jahre seiner ersten Amtszeit fehlte ihm allerdings das, was das größte Pfund eines Bundespräsidenten ist: der Kontakt, Reisen, Reden. Die Corona-Pandemie hat vieles gehemmt.
Steinmeier ließ Menschen per Video nach Bellevue zuschalten und suchte so das Gespräch. Das klappte nicht immer, der Bundespräsident ist eben kein Talkmaster. Manchmal war die Funkstille auch hausgemacht: Als es im Sommer wieder ging, lud er sich Menschen zur Wanderung ein. Manchmal so viele und so prominente noch dazu, dass der Gang auf dem Brocken alles war. Nur kein echtes Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern.
Die großen Reden, die eindrückliche Formulierung, gab es bei Steinmeier selten. Bei seinem Vorgänger Joachim Gauck wusste man immer: Wenn er öffentlich spricht, kommt etwas. Steinmeier, der Ostwestfale, hat den Diplomatensprech des früheren Außenministers nie ganz verlassen. Manches geriet auch schief. Solche Sätze: