Der neue Kompass? Union, Söder und Merz vor neuen Ungewissheiten
ProSieben
Während sich die neue Ampel-Regierung in Berlin in möglichst geräuschloser Arbeit versucht, sucht die Union noch immer ihren neuen Kompass. Die Zeit drängt, denn schon bald wird wieder gewählt.
Was waren das noch für Zeiten: "Goldene Zwanziger" hatte sich Markus Söder Anfang der aktuellen Dekade gewünscht. Selbstverständlich mit ihm als unangefochtenen bayerischen Ministerpräsidenten und auch in Berlin als einflussreicher CSU-Chef, vielleicht hat er dabei sogar an seine eigene Kanzlerschaft gedacht.
Anfang 2022 - Söder hat gerade seinen 55. Geburtstag gefeiert - ist in seinem Alltag und auch in der Union so gar nichts golden: In Berlin hochkant aus der Regierung geflogen, CDU und CSU haben sich noch immer nicht vom heftigen Machtkampf um die Kanzlerkandidatur erholt, in Bayern dümpelt die CSU in Umfragen nur noch bei 35 Prozent und die nächste Corona-Welle hat gerade begonnen. Regelrecht passend zur allgemeinen Lage fügt sich da die wegen Corona-Infektionen kurzfristig abgesagte Klausur der CSU-Landesgruppe ins Bild.
"Hoffentlich wird es ein besseres Jahr als das letzte", sagt Söder gleich zu Beginn seiner Rede beim CSU-Neujahrsempfang in die Kamera in der Münchner Parteizentrale. Wie so oft in den vergangenen Monaten muss die Veranstaltung digital abgehalten werden. In seiner Hand hält Söder eine Tasse des Film-Klassikers "Zurück in die Zukunft" ("Back to the Future") und wer ihn kennt, weiß, dass er mit seinen Trinkgefäßen schon so manche Botschaft inszenierte.
Als der erste Teil der Trilogie über die Zeitreisen des Jugendlichen Marty McFly 1985 in die Kinos kam, war niemand anderes als Söders größtes Vorbild, Franz Josef Strauß, noch in Ämtern und Würden und die CSU hatte bei der zurückliegenden Landtagswahl 58,3 Prozent geholt.