
Der neue „Jack Reacher“ von Lee Child im Check: Auf der Suche nach den Wurzeln
RTL
Lee Child lässt sich im 23. Reacher-Roman viel Zeit, die Geschichte des entwurzelten Jack Reacher auf der Suche nach den Wurzeln zu erzählen.
Reacher ist zurück. Eigentlich war er nie weg, es ist wahrscheinlich nur nichts Erwähnenswertes geschehen, während er von einem Ort zum anderen zog. Das letzte Mal haben wir Jack Reacher gesehen, als er irgendwo zwischen Wyoming und South Dakota, die Dinge für eine ehemalige West-Point-Kadettin ins Lot brachte. Mittlerweile befindet er sich "in einer kleinen Küstenstadt in Maine", beobachtet die Zugvögel, die sich langsam gen Süden auf den Weg machen und hält das prinzipiell für eine gute Idee. "Ein epischer Roadtrip" und dann in Kalifornien überwintern. Also Daumen raus, hoffen, dass ihn jemand mitnimmt und ab. Aber wie das bei Reacher manchmal so ist: Er kommt nicht weit.
Der Ärger beginnt, als Reachers Mitfahrgelegenheit im neuen Werk "Der Spezialist"* plötzlich umkehren muss und er sich irgendwo im Nirgendwo wiederfindet. Schließlich teilt sich die Straße, ein Weg führt nach Portsmouth, einer nach Laconia, eine Kleinstadt, in der er nie gewesen ist, von der er aber einiges gehört hat, weil sein Vater dort aufgewachsen war. Außer Vater, Mutter und Bruder, die alle tot sind, hat es für Reacher nie Verwandte gegeben, und so beschließt er, ein wenig Ahnenforschung zu betreiben.
Doch dabei bleibt es nicht, in kürzester Zeit schafft er es, sich den Unmut einer lokalen Unterweltgröße auf sich zu ziehen. Und der Polizei, die keinen Ärger in der Stadt will. Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit außerhalb der Stadt stößt er auf ein Motel, deren Besitzer sich als entfernte Verwandte mit einem unschönen Nebenerwerb entpuppen, was nur noch mehr Ärger nach sich zieht.
Lee Child lässt sich im 23. Reacher-Roman viel Zeit, die Geschichte des Entwurzelten auf der Suche nach den Wurzeln zu erzählen. Der Ärger, der Reacher nun mal einfach an den Hacken klebt, ist in diesem Buch eher die Nebenhandlung. Trotzdem kommt Spannung auf. Zum einen, weil natürlich ein Geheimnis hinter der Jugend von Reachers Vater liegt, und warum er mit seiner Familie nie nach Laconia zurückgekehrt ist oder über die Zeit gesprochen hat. Zum anderen, weil wir es hier mit einem Autor zu tun haben, der sein Handwerk einfach beherrscht. Lee Child ist ein exzellenter Erzähler, der es schafft, die Spannung immer hochzuhalten, auch wenn gerade mal nicht viel passiert. Und er schafft es, seinem Charakter auch nach über 20 Büchern noch neue Facetten abzugewinnen. Der neue Jack-Reacher-Roman ist anders als seine Vorgänger, er ist ruhiger und nachdenklicher, was dem Thema geschuldet ist. Das Finale allerdings ist so actiongeladen, wie man es gewohnt ist. Es ist nicht der beste Roman der Reihe und er ist auch als Einstieg in die Serie nicht unbedingt geeignet, für Fans der Serie allerdings ein Muss – und essenzieller Bestandteil der Reacher-Biografie.
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