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Der mysteriöse Tod des Oury Jalloh: 17 Jahre Ungewissheit
Frankfurter Rundschau
Am 7. Januar 2005 verbrennt Oury Jalloh gefesselt in einer Zelle in Sachsen-Anhalt. Die Polizei schildert einen Unfall, die Familie spricht von Mord. Die Geschichte einer verhinderten Aufklärung – auch vonseiten der Politik.
Frankfurt/Dessau – Auch in diesem Jahr werden am 7. Januar wieder Menschen im Gedenken an Oury Jalloh quer durch die Dessauer Innenstadt ziehen. Vorbei an Staatsanwaltschaft und Landgericht in der Willy-Lohmann-Straße führt die Demonstrationsroute schließlich zum Polizeirevier in der Wolfgangstraße, wo auf den Tag genau vor 17 Jahren der aus Sierra Leone stammende Oury Jalloh in einer Arrestzelle verbrannte. „Von deutschen Polizisten ermordet und verbrannt“, heißt es auf dem Plakat, mit dem bundesweit zur Gedenkdemonstration für den 36-jährigen Afrikaner aufgerufen wird, dessen Tod bis heute von der Justiz in Sachsen-Anhalt nicht aufgeklärt und gesühnt worden ist.
Oury Jalloh war in den Morgenstunden des 7. Januar 2005 in Dessau aufgegriffen worden. Er war betrunken in der Stadt unterwegs, drei Frauen von der Stadtreinigung hatten die Polizei gerufen, weil sie sich angeblich von ihm belästigt fühlten. Auf dem Revier soll Jalloh randaliert und seinen Kopf mehrmals an die Wände geschlagen haben, sagten die Beamten später aus. Ein herbeigerufener Arzt attestierte Jallohs Hafttauglichkeit, trotz fast drei Promille Alkohol und Kokainspuren im Blut. Der Sierra-Leoner wurde in die Arrestzelle im Keller geschafft, auf eine Matratze gelegt und an Händen und Füßen gefesselt zurückgelassen.
Was dann geschah, ist bis heute ungeklärt. Die Beamten behaupteten, Jalloh sei es gelungen, ein bei seiner Durchsuchung übersehenes Feuerzeug aus der Tasche zu fischen, den eigentlich nicht entflammbaren Matratzenbezug anzukokeln, die Schaumstofffüllung herauszuzerren und in Brand zu setzen. Damit habe er auf sich aufmerksam machen und erreichen wollen, dass man ihn aus der Zelle holt.