
Der malende Partisan
Die Welt
Georg Baselitz zählt heute zu den bedeutendsten Künstlern überhaupt. Sein Weg in den Olymp der Kunst aber war mitunter steinig – besonders in Westdeutschland. Energisch stellte er sich gegen jede Form der Vereinnahmung. Das Centre Pompidou in Paris feiert ihn jetzt dafür.
Es ist eine Zumutung. Die Palette ganz auf Schorf, Eiter und Fußpilz abgestimmt; fünf Erektionen auf den ersten Metern, doch von sexy time keine Spur. Es sind Ständer in Todesstarre, Schlagstöcke des Selbstekels – und allesamt sind sie vor unerfüllter Lust ganz schimmlig geworden. Einer ist „Der Haken“ betitelt und bedenklich abgeknickt, ein anderer, der prominenteste unter ihnen, zielt in einen Eimer. Die Nacht darin – sie ist immer noch groß.
Der Teint der hier Verwesenden erinnert an Erbrochenes. Fast scheint es, als habe der Maler die Farben mit jenem Wasser angerührt, das sich nach einer Regennacht in seinem auf dem Balkon vergessenen Aschenbecher gesammelt hat. Und diese Füße: Zehn Bilder sind es auf einer langen Wand, ein Extremitäten-Defilee als Ahnenreihe, mit Titeln wie „Alte Heimat (Scheide der Existenz)“. Selbst der leidgeprüfteste Fußpfleger würde in ihrem Angesicht Schmerzensgeld aufschlagen. Endlich einmal fühlt es sich angemessen an, beim Betrachten von Gemälden Maske tragen zu müssen – nur dass man sich vor Betreten des Saales desinfizieren soll, ergibt chronologisch keinen Sinn.