Der Koalitionsvertrag ist auch ein Erfolg für die Bankenlobby
Süddeutsche Zeitung
Aufatmen bei den Finanzverbänden: Die Ampelkoalition plant nun doch keine Stärkung der Honorarberatung. Verbraucherschützer kritisieren die Entscheidung.
Glaubt man Finanz-Lobbyisten, dann bricht in der Regel die Welt zusammen, wenn ihre Forderungen nicht erhört werden; der Mittelstand bekommt keinen Kredit mehr, die Sparer gehen bei der Anlageberatung leer aus. Als unlängst bekannt wurde, dass es eine Forderung der Grünen, die Geldanlageberatung anders zu organisieren und die provisionsbasierte Beratung durch eine Honorarberatung zu ersetzen, doch tatsächlich in ein Ampel-Positionspapier geschafft hatte, muss die Aufregung bei den Bankenverbänden groß gewesen sein. Die Sache würde "große Teile der Bevölkerung vom Zugang zu guter Beratung ausschließen" und sei deshalb unsolidarisch, wetterte Sparkassenpräsident Helmut Schleweis. Die Volks- und Raiffeisenbanken warnten vor einer gravierenden Benachteiligung "breiter Bevölkerungskreise". Zur Unterfütterung veröffentlichten die Verbände rasch noch eine Studie von KPMG, wonach vor allem Verbraucher mit geringen und mittleren Anlagebeträgen durch die Honorarberatung von der Beratung regelrecht "abgeschnitten würden".