
Der kalte Abschied des FC Bayern von Sadio Mané
Frankfurter Rundschau
Sadio Mané kam als Weltklassespieler zum FC Bayern und ging als Missverständnis - und kassiert jetzt in Saudi-Arabien statt zwei Millionen brutto 3,3 Millionen netto im Monat.
Vom „Ende eines Missverständnisses“ schrieben die Agenturen am Dienstagabend, als der Wechsel von Sadio Mané vom FC Bayern zum saudi-arabischen Cristiano-Ronaldo-Klub Al-Nassr dann endgültig fixiert war und um exakt 20 Uhr von den beteiligten Klubs bestätigt wurde.
Anfang und Ende des Senegalesen beim deutschen Branchenführer könnten nicht beispielhafter dokumentieren, wie erbarmungslos und erbärmlich das Business mit Protagonisten umgeht, die nicht so performen wie erhofft. Bei den allermeisten Spielern wird das von einer breiten Öffentlichkeit nur nicht wahrgenommen. Im Fall Mané geschah es unter einem scharf gestellten Brennglas der Medien. Noch am letzten Arbeitstag bei den Bayern wurde dezidiert beobachtet, dass Mané beim 1:0 im Testspiel in Tokio gegen Kawasaki Frontale nicht einmal mehr ein Platz auf der Ersatzbank zugewiesen worden war, Sondern dass er mit dicken Kopfhörern maximal isoliert auf einem Stühlchen nebendran hockte und später zum Bus einsam mit einer Plastiktüte in der Hand trottete.
Was hatten wir Medien und der seinerzeit für Ein- und Verkauf verantwortliche Hasan Salihamidzic noch jubiliert, als Mané im Sommer 2022 für 32 Millionen Euro aus Liverpool kam. „Ein Weltstar in der Bundesliga“, „Gut gemacht, Brazzo“, „Lewandowski-Lücke gestopft“ - so in diese Richtung gingen die Schlagzeilen. Salihamidzic platzte derweil fast vor Stolz über seinen vermeintlichen Coup, warf im Frühjahr in einem puren Akt der Überforderung und Verzweiflung dann in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Trainer Julian Nagelsmann raus, der die Bayern trotz eines verletzten Mané bis dahin in allen drei Wettbewerben auf Augenhöhe gehalten hatte - und musste schließlich gemeinsam mit dem ebenso heillos angegriffenen Vorstandschef Oliver Kahn gehen.
Jetzt können sowohl Mané als auch die Bayern gottfroh sein, dass es einen neuen, absurd hochpreisigen Fußballmarkt in Saudi-Arabien gibt. Denn gäbe es das Sportswashing des autokratischen Regimes am Persischen Golf nicht, hätte sich nie und nimmer ein auch nur annähernd von allen guten Geistern verlassener Abnehmer gefunden, der dieses horrende Gehalt bezahlt und nahezu punktgenau jene fürstliche Ablösesumme aufgebracht hätte, die die Bayern vor einem Jahr investiert hatten. Damals in einer längst vergangenen Zeit, als, so behauptet Manés vormaliger Coach Jürgen Klopp, ein „Weltklassespieler“ von Liverpool nach München gewechselt war.
Stattdessen kassieren die Bayern nun fast den identischen Preis für einen, den sie unbedingt loswerden wollten und dessen sportlicher Abstieg ihm statt zwei Millionen brutto nun 3,3 Millionen Euro netto im Monat einbringt. Der Irrsinn und die Ruchlosigkeit sind Gesetz in diesem Geschäft.