Der groteske Abgang des Welt-Wutfußballers
n-tv
Nach einem wochenlangen Theater mit ständig neuen Eskalationsstufen beenden der FC Bayern und Robert Lewandowski nun ihre Zusammenarbeit. Zum Ende gibt es Umarmungen und schwärmende Worte des Polen. Das wirkt schon einigermaßen befremdlich.
Robert Lewandowski war an diesem Samstag der vielleicht glücklichste Fußballer dieses Planeten. Endlich hatte der FC Bayern verstanden, dass der Stürmer tatsächlich zu seinem Herzensklub, der einst mal Real Madrid war und nun eben der FC Barcelona ist, wechseln möchte. Das zermürbende "Basta!" der Münchner Bosse wirkte in dem Moment der großen Befreiung einfach nur noch wie ein großes Missverständnis. Die Zufriedenheit auf allen Seiten bedeutet das surreale Ende einer historischen Transfersaga. Überraschend kommt das indes alles nicht. Es brauchte keine Seherfähigkeiten, um dieses Ende, diese Show der Zuneigung zu provozeihen.
Lewandowski gab sich als Ehrenmann, erschien an seinem letzten Arbeitstag für den Rekordmeister tatsächlich mal wieder pünktlich zur Arbeit, bedankte sich beim Klub, herzte seine Mitspieler sowie Trainer und bekannte dann, wie besonders, wie unvergesslich und toll die Zeit in München gewesen sei. Vergessen war das Leid der vergangenen Wochen. Keine Spur von jenen emotionalen Dingen, die in ihm "gestorben" waren. Aber auch kein Wort der Entschuldigung für all die kleinen, aber vor allem großen Störfeuer und Zumutungen der vergangenen Wochen. Und der vergangenen Jahre, auch da gab es immer wieder Abwanderungsgedanken-Sticheleien. Die zwar die Medien und Öffentlichkeit bestens unterhalten hatten, den Verein aber zermürbten.
Robert Lewandowski verlässt den Klub, wie man diesen unnahbaren Profis stets gesehen hatte. Nicht als Mensch der Emotionen, sondern als eiskalter Profi. Er hat Spuren in München hinterlassen. Sie waren sportlich, nicht fürs Herz. Dass ausgerechnet er den Ewigkeitsrekord des ikonischen Gerd Müller geknackt hat, war ein Stich ins Herz der Fußball-Romantiker. Aber eben auch ein Beleg seiner herausragenden Qualität. 40 bis 50 Scorerpunkte pro Saison gehen dem Rekordmeister nun flöten, schätzt Sportvorstand Hasan Salihamidžić. Es ist eine konservative Rechnung. Begleichen sollen sie Welttransfer Sadio Mané und der Rest des Kaders. Einen direkten Nachfolger für Lewandowski wird der FC Bayern, Stand 16. Juli 2022, nicht verpflichten.
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