
Der Film zum Dry January
Die Welt
Im Januar verzichten viele Menschen auf Alkohol. Die Bewegung heißt „Dry January“. Wem der letzte Kick fehlt, um mitzumachen, der sollte sich Billy Wilders „Das verlorene Wochenende“ anschauen. Die Liquor-Lobby schickte damals sogar einen Gangster, um den Film zu vernichten.
In einem Zug soll der Legende nach Billy Wilders Entscheidung gefallen sein, den Roman „The Lost Weekend“ („Das verlorene Wochenende“) des heute vergessenen Charles R. Jackson zu verfilmen, auf dem Weg von Chicago nach Los Angeles, während in Europa gerade der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. Und in einem Zug leert im fertigen Film der Antiheld Don Birnam Glas um Glas. Einen heftigen Zug hat außerdem die Handlung. Obwohl die drei, vier handelnden Figuren des Films hauptsächlich in einem Zimmer oder einer Bar herumstehen, schaut man ihnen atemlos zu, als hätte man sich gerade an Hochprozentigem verschluckt. „Das verlorene Wochenende“ erzählt die Geschichte vom Untergang eines Menschen, von seinem allmählichen Ertrinken im Alkohol. Dabei sind die Dialoge glasklar, beißend und bitterböse.
Einmal erklärt Ray Milland, der Birnam mit James-Stewart-Charme spielt, dem Barkeeper in seiner New Yorker Lieblingspinte, warum er immer wieder zur Flasche greift: „Die meisten Menschen leben ein Leben in stiller Verzweiflung. Ich ertrage die stille Verzweiflung nicht.“ Und wird poetisch: Der Alkohol „wirft die Sandsäcke über Bord, damit der Ballon aufsteigen kann“. Plötzlich stehe er über dem Alltag. „Ich balanciere auf einem Drahtseil über die Niagarafälle. Ich bin einer der ganz Großen. Ich bin Michelangelo, der den Bart von Moses formt. Ich bin van Gogh, der das reine Sonnenlicht malt. Ich bin Horowitz, der Beethovens Fünfte spielt.“ Außerdem ist er noch Jesse James, Shakespeare und Kleopatra. Langsam beginnt man ihn zu verstehen. Und ein Mitleid mit ihm zu haben, das fast so groß ist wie sein Selbstmitleid, ein Schriftsteller sein zu wollen, es aber leider nur zu einem Menschen gebracht zu haben, der davon träumt, ein Schriftsteller zu sein.