
Der FC Barcelona löst sich auf
Frankfurter Rundschau
Barça mit Messi - das war zuletzt schon nicht mehr viel. Barça ohne Messi - das ist fast gar nichts mehr. Kommentar über einen großen Fußballklub, der zu verkümmern droht.
Die Bayern haben schon öfter im Nou Camp, dieser immer noch einschüchternden Betonschüssel, gewonnen. Nichts Ungewöhnliches, dass ihnen das auch am Dienstagabend mit einem 3:0 gelang. Und doch fühlte es sich für sie anders an. Nicht nach Zauber, nicht nach der Anmutung, etwas Großes geleistet zu haben, sondern lediglich nach dem Abarbeiten einer Pflichtaufgabe. Sie mussten keine Kerze anzünden in der kleinen Kapelle, die sie auf dem Weg von der Kabine zum Spielfeld passierten, sondern nur ganz nüchtern denken: Was können die, was können wir? Die Bayern wussten: Auf ihrer Seite ist ein klares Mehr. Sie waren der selbstverständliche Favorit und spielten das aus.
Der FC Barcelona ohne Messi – da ist nicht mehr viel. Den deutschen Torwart Marc-André ter Stegen nannte man ob seiner fußballerischen Stärke den Messi mit Handschuhen; nun könnte man über die verbliebenen Barça-Feldspieler sagen, sie seien ter Stegens ohne Handschuhe.
Barcelona mit Messi – man muss der Fairness halber sagen, dass das auch schon ein Auslaufmodell war, denn das Spiel auf den zu zentrieren, der die geringste Laufleistung bringt und mit vielen Elementen des Mannschaftsspiels wie Anlaufen und Defensivarbeit nichts zu tu haben will, ist kein Ansatz, womit man noch große Titel gewinnen kann. Erinnert sei an das 2:8 aus dem Sommer 2020 – mit Messi. Die Zeiten, in denen er Spiele allein hat reißen können (und damit wesentlich zum vielleicht etwas überhöhten Ruhm seines früheren Trainers Pep Guardiola beitrug), sind längst vorbei.