Der Fall Usyk: Ein Boxweltmeister wird angefeindet
DW
Der ukrainische Boxer Alexander Usyk holte mehrere WM-Gürtel und trat in die Fußstapfen der Klitschko-Brüder. Doch zu Hause wird der neue Schwergewichtskönig angefeindet - wegen seiner Einstellung zu Russland.
Im Ausland gibt es keine Zweifel - Alexander Usyk ist ein Ukrainer. So berichten alle Medien über den neuen Boxweltmeister im Schwergewicht, der angesehensten Klasse des Profi-Boxens. Der 34-jährige Usyk besiegte in der Nacht auf den 26. September in England den Briten Anthony Joshua und holte die Gürtel der Verbände WBA, WBO, IBF und IBO. Er wiederholte damit den Erfolg seiner Landsleute, der Brüder Vitali und Wladimir Klitschko. "Die Gürtel fahren nach Hause", sagte Usyk nach dem Kampf in einem Video bei Instagram. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj jubelte bei Facebook: "Die Ukraine holt zurück, was ihr gehört!"
Und doch löste Usyks Sieg gemischte Reaktionen zu Hause aus. Ein seltener Fall - ein Kampf auf diesem Niveau wurde von keinem ukrainischen Fernsehsender übertragen. Wer ihn live erleben wollte, musste auf russisches TV oder bezahlte Angebote ausweichen. In sozialen Medien tobte ein Streit um die Person des neuen Schwergewichtskönigs. Während die einen Usyk zum Sieg gratulierten, griffen die anderen ihn in sozialen Netzwerken stark an. Er ist wohl einer der wenigen, wenn nicht der einzige Boxweltmeister, der zu Hause nicht nur mit Glückwünschen begrüßt wird, sondern auch mit Anfeindungen aus dem Lager, das sich als patriotisch beschreibt. Die Grenze zur Hetze ist dabei oft fließend. Hintergrund sind seine früheren ambivalenten Äußerungen zu Russland und der annektierten Krim - seiner Heimat.