
Der alte König dankt ab
Frankfurter Rundschau
Der 54-jährige Kazuyoshi Miura beendet nach dreieinhalb Jahrzehnten seine Karriere. Nun wechselt der älteste Profi der Welt in die vierte Liga. In Japan sorgt das für Schockwellen.
Wie immer genoss er die Fragen der Reporter. Wie sie ihm hörig das Mikrofon hinstreckten, an kritische Fragen gar nicht dachten, einfach nur irgendein Statement erbaten. Ob zur Farbe seines Anzugs, zur Laune seiner Frau oder zum Befinden seiner Knie. „Der König“, wie sie ihn in Japan noch immer nennen, kann seit Jahrzehnten sagen, was er will – die Schlagzeilen dazu werden wohlwollend. Immerhin hat es das ostasiatische Land maßgeblich ihm zu verdanken, dass es heute eine respektable Fußballnation ist.
So dreht sich die im noch jungen Jahr vielleicht größte Nachricht aus Fußballjapan mal wieder um ihn: „Wir sind uns fast 100prozentig einig“, sagte er diese Tage in seiner Heimat Shizuoka, westlich von Tokio. „Ich glaube, dass das, was die Medien berichten, auch so eintreten wird.“ Will sagen: Kazuyoshi Miura, kurz „Kazu“ oder eben „King Kazu“ genannt, verlässt seinen bisherigen Verein Yokohama FC und heuert bei den Suzuka Point Getters an, die Miuras zwei Jahre älterer Bruder Yasutoshi managt. Der 54-jährige wechselt damit von der ersten in die vierte japanische Liga.
Rein sportlich ist das höchstens eine Randnotiz. In der vergangenen Erstligasaison hat Miura nur einmal auf dem Platz gestanden, fußballerische Akzente kommen von ihm seit Jahren nicht mehr. Sein letztes Ligator schoss der Stürmer mit der Nummer 11 vor fast fünf Jahren, per Kopf gegen Thespakusatsu Gunma in der zweiten Liga. Und die „acht Klubs“, mit denen Miura laut Medienberichten nun verhandelt hat, sind allesamt unterklassige Mannschaften.